Sonntag, 31. Dezember 2006

Feliz Ano Novo 2007! :)

Ich nutze meinen zeitlichen Nachsprung aus, um bequem vor dem Computer diese Nachricht zu schreiben, während bei den meisten von euch wohl schon totales Chaos ausgebrochen ist. Nachher dann gehe ich ins DaDo Bier Tanzen. Sonst ist hier nicht viel los.

Morgen heisst es dann um 7 aufstehen und bis spätestens um 10 am Flughafen sein. Drückt mir die Daumen, dass sich der Flug nicht verspätet - meinen Anschluss möcht ich auf keinen Fall verpassen.

Erfreuliche Entdeckung übrigens: Das Herumgereise in den letzten 2 Jahren hat dazu geführt, dass sich meine Flugangst stark verringert hat. Wobei es momentan eher einer Fluglangeweile ähnelt, die ich irgendwie gerne wieder umtauschen möchte - der kalte Angstschweiss hatte sowas... prickelndes ;)

P.S: DaDo Bier: Ja. Wach sein und bereit zur Reise: Ächz. Niemals.

P.P.S: 30 Stunden Reise - bisher 1/4 überlebt... Es berichtet live aus São Paulo: FlozzzZZZzzzZZZ *rrrrronco*

P.P.P.S: Yay! Langstreckenflug inmitten schreiender Babies und Erstflug-Brasilianer (eine Sache für sich, erzähle davon, wenn ich genug stark bin, um die schmerzhaften Details aus meinem Gedächtniskeller hervorzukramen) überlebt - noch 5 Stunden... Wenn Sam nicht - wie üblich - unser Treffen vergisst, werde ich sogar abgeholt *g*

Donnerstag, 28. Dezember 2006

Einmal an der guten Luft geschnuppert

Dank (wie üblich) ausgefeiltester Planung (Überhastetes Verabschieden von Ana Paula und Márcio) und einer darauffolgenden Busjagd erreiche ich den Porto Alegrer Flughafen gerade noch pünktlich, um das Flugzeug der Aerolineas Argentina zu besteigen. Dem Brasilianischen Flugchaos sei gedankt.

Der Ezeiza Internation Airport gibt sich ziemlich bescheiden: Ein Kiosk, ein Wechselbüro und 4 Busanbieter. Drei davon markieren die Linie zwischen der Gepäckannahme, wo sich Touristen unbescholten bewegen können und der Hallo-meine-Taschen-strotzen-nur-so-vor-Geld- nehmt-mich-doch-aus-Zone, die bis zu den neuesten Beobachtungen sich amöbengleich hinter mir ausbreitet, manchmal einholt. Ich entscheide mich für den 4. Anbieter.

Das Gefühl exzellenter Planung setzt sich fort, als ich merke, dass ich meine akribisch vom Internet auf eine jungfräuliche Seite feinsten Papiers übertragenen Infos auf Biancos Pult liegengelassen habe. Ausserdem: Hält der Bus nicht an der Endhaltestelle der U-Bahn wie vermutet, sondern exakt im Nirgendwo. Und: Ich weiss nur noch, dass das Hotel vermutlich ein "Tower" im Namen hat. Aber alles kein Problem, wenn man exzellent Spanisch kann. Ta daah.

Das Problem: Ich kann nicht exzellent Spanisch. Nicht annähernd.
Dennoch löst sich das Problem irgendwie - die Details seinen der Vorstellung des Lesers überlassen, wobei einige rotierende Extremitäten als Unterstützung zugelassen seien. Klappen tut es doch immer. Für einige Pesos bringt mich ein Kleinbus zum Hotel. Nicht ohne Stolz darf sei angemerkt, dass ich mittels einer Änderung auf Wikipedia zur allgemeinen Weisheit beigetragen habe. Die Änderung, wer den Link nicht anklicken mag: Erhöhung des Buspreises von angenehmen und fairen 2 Pesos (60 Cents) auf horrende, nur unter Klagen zu ertragende 3 Pesos (1 Euro).
Auf der Busfahrt sinniere ich darüber nach, wie es wäre, sich in einer wirklich hoffnungslosen Situation wiederzufinden. Und wie diese aussehen würde. Ideen?

Mit ein paar Banknoten in der Tasche streife ich durch die hiesigen Strassen. Selten habe ich soviele Strassenhändler gesehen, selten so viele Menschen, die einem Zettel in die Hand drücken wollen. Würde ich selbige nicht abwehren, könnte ich mich nach 100 Metern selbst wieder hinstellen und meinerseits Fussgängern Zettel in die Hand drücken. Vielleicht findet sich unter all diesen eine solcherart verlorene Seele - ein kompulsiver Zettelempfänger, der verzweifelt versucht, all diese Zettel loszuwerden, um beruhigt nach Hause zu gehen? Vielleicht sollte ich morgen doch auch mal einen Zettel von dem augenberingten Mann annehmen?

Weitere Dinge, später mal:
- Kinderbettler, Spezielles Mädchen, Autoanstossen
- Che, Weichheit des Portugiesisch: Tchê

Sonntag, 24. Dezember 2006

Frohe Weihnachten!

Allen meinen geschätzten LeserInnen einen schönen Heiligen Abend und frohe Weihnachten! :)
(Es fehlen noch einige Einträge aus Brasilien, folgen aber noch)

Dienstag, 19. Dezember 2006

PUCRS, Dado Bier

Der Floblog nun noch kürzer! :)
- Besuche PUCRS, treffe Ana und Gustavo.
- Kaufe Ticket nach Buenos Aires. Juhu :)
- Geniesse Jardim Botânico, lese Buch "O caçador de pipas" (Der Jäger der Papierdrachen - hört sich unbeeindruckend an, ist aber ausgezeichnet).
- Kaufe Busticket nach Passo Fundo.
- Verbringe die Nacht im Dado Bier mit Paula und KollegInnen.

Sonntag, 17. Dezember 2006

Flávia e Jonas

Kaum mit dem Bus wieder hier angekommen, finde ich mich schon auf einem Fest wieder - diesmal der beiden Cariocas Flávia und Jonas (der sich damit "rühmt", dass sein Name in den News - er ist Professor - noch nie korrekt ausgesprochen wurde).
Wie gut, die beiden wieder zu sehen.

Beeindruckend, wieviele Geschichten sie noch von mir und "uns" wissen - was für Filme wir gesehen haben, was für Diskussionen geführt... Schön, wenn man jemanden so berührt hat.

Apropos berührt: Bianco, bei dem ich wohne, benutzt den damaligen Ausspruch von Mascha Christian, als wäre es sein eigener. "Let's vamos!"

Vamos muss ich leider auch, zur PUCRS (oder auch "Puki"), daher wird dieser Eintrag nur sehr kurz.

Samstag, 16. Dezember 2006

Na praia

Praya dos Ingleses

Wenn man geschützt unter einem Sonnenschirm am Strand liegt und die scharfe Linie des Horizonts betrachtet, die nur ab und zu von wunderbaren Inselchen unterbrochen wird, erscheint einem das Zitat von Napoléon, "Soldates, du haut de ces pyramides, 40 siècles vous contemplent." (Soldaten, 40 Jahrhunderte blicken auf euch herab - oder betrachten euch) gar nicht mehr so beeindruckend.
Vielmehr überlegt man sich vielleicht kurz, wieviele Wellen schon an diesem Strand gelandet sind, und lässt sich danach vom Rauschen umspülen, zufrieden mit der Tatsache, dass er da ist, schon seit einer Ewigkeit da war und es noch viel länger sein wird, als Du oder ich existieren werden.
Wunderschön.

Donnerstag, 14. Dezember 2006

Gemälde anderer

Beim Reisen, generell wenn man andere Leute trifft, kommt es oft vor, dass man Leinwand für interessante Gedankengemälde wird.

Einige der hier gehörten:
- Luis ist sich sicher, dass ich mal 6 Kinder haben werde, ich sei der Typ dazu. (Er wollte nicht viel mehr erklären)
- Die Mutter der Gastfamilie dachte, ich sei sehr religiös. (Ich habe nachgefragt - sie meinte einfach, ich mache den Eindruck. Ich muss ihr unbedingt mein Foto vom Petersdom schicken :) )
- Mein Übername ist offenbar "Cobra".
- Männer meinen oft, ich sähe aus wie Bono von U2.
- Frauen dagegen: Wie Rodrigo Santoro. Ich hoffe nicht, wie im Film Carandirú *g*

Wär manchmal noch nett, wenn die Leute ihre Bilder genauer erklären könnten. Aber welcher Künstler macht schon sowas?

Dienstag, 12. Dezember 2006

Nächte in Florianópolis

In etwas kurzem Stil - bin von 10'000 unendlich laut kreischenden Crianças umgeben. An alle Fluglärmgegner: Offensichtlich habt ihr noch nie 20 Minuten in einem Internetcafé mit Kindern verbracht, sonst würdet ihr das angenehme Schnurren von Flugzeugturbinen mit offenen Armen willkommen heissen.

Nacht 1:
Nach semi-erholenden 4 Stunden Schlaf (Hosenbeine im Rucksack, ebenfalls die Brille, juhu) komme ich in Florianópolis an, um direkt zur Sprachschule zu gehen - welche natürlich noch für weitere 1,5 Stunden geschlossen sein wird. Immerhin kann sich so Florianópolis so von seiner besten Seite zeigen, und regnet mich erst mal tüchtig ein, was bis jetzt auch tatsächlich die beste Seite war *g*

Abends komme ich bei der unendlich netten Familie, den Castros an, um quasi gleich ins Bett zu fallen, die nächsten 12 Stunden tief schlummernd, traumumwebt.

Nacht 2:
In der Schweiz haben sich 6 Stunden Portugiesisch pro Tag noch einfach angehört... Ich sags mal mit dem neu erlernten Subjuntivo so: "Se eu soubesse se vai ser tão duro, escolhia menos horas! (Para ficar mais na praia :) )"

Abends, nach einem ausgedehnten Fernsehabend (ich muss zugeben, dass ich das Brasilianische Fernsehen auf derselben Stufe wie z.B: RAI Uno einstufe) stürzt des Vaters (Clemente, 75) bester alter Freund (Name vergessen, ein veritabler bärtiger alter Knacker :) ) zur Tür hinein und rettet uns vor weiteren Spielshows, so gut die selbige umringenden Blondinen auch aussehen mögen.

Was für ein Erlebnis - den Weinkeller Clementes' leertrinkend, wobei ich jetzt noch nicht weiss, ob der Nachbar seiner Herkunft (Azoren) oder des roten Nass' wegen mit quasi geschlossenem Mund und tããão rapido spricht. Nur dank seiner ausladend erklärenden Ruderbewegungen, die manch ein Glas zum Boden entsenden bin ich in der Lage, halbwegs zu folgen. Mas tanto faz, engraçado em tudo caso, witzig auf jeden Fall.

Später, als die Geschichten immer - es kann nicht anders beschrieben werden - dreckiger werden, auch Religion hinzukommt, steht der Vater manchmal locker auf, z.B: die Vorzüge dieses oder jenes argentinischen Weins zu preisen und stampft auf eine MONSTRÖSE Kakerlake, die sich gerade mit der Aufgabe beschäftigt, meine Extremitäten zu erklimmen, um folgend in eine Gesichtsöffnung nach Wunsch zu steigen, wie meine Fantasie kurz danach vorschlägt. Dabei wedelt er müde mit der Hand, manchmal "Baratinha" äussernd, also "kleine Kakerlake". Ha ha.

Ich habe die beiden alten Männer sofort in mein Herz geschlossen. Nach einem Foto entfliehen wir den immer zahlreicher erscheinenden, überbordend auftretenden Insekten ins Innere des Hauses.

Nacht 3:
Der Sohn des Hauses, ich und (wie er mir viermal zwinkernd versichert) "Gurias bonitas" werden heute in eine Boate gehen. Am Besten ich beginne gleich mit etwas Schlaf, meinte er doch, wir würden so um Mitternacht losgehen. Ich glaube, morgen wird nichts mit Subjuntivo *ächz*

"Se eu dormisse ontem..."

Update, kurz:
Gurias bonitas, ja. Sag hier niemanden, dass Du aus der Schweiz bist, da "Oh que chiiiiiiiique!". Es hilft auch nicht, wenn Du (offenbar) wie ein Moderator von Globo aussiehst. Lass Dich auch nicht von Brasilianern abfüllen. Geh auch nicht mit Sportstudenten in den Ausgang, ausser Du willst alles - ALLES - über de-fi-nier-te Muskeln wissen.
Ich weiss von der letzten Nacht nicht mehr viel, nur dass ich um 4.30 todmüde ins Bett geplumpst bin, zuvor mit 2 Mädels (die Schuhe am Strand liegenlassend) in der Lagune rumgestakst bin, auf der Suche nach Nüchternheit... *g* Total surreal. Auch: Muuita gente na boate, muuita gente. Dafür gibts hier ein Zeichen. Hand nehmen, die offenen Finger nach oben - dann alle Finger gestreckt zusammenführen. Finger, d.h. Menschen, die zusammenkommen.

Heute den ganzen Tag subjuntivo, subjuntivo, subjuntivo. Que bom - gosto muito desse! :D
"Se eu for presidente, me chamarei Flola."
Portugiesisch macht nun mit dem subjuntivo auch richtig viel Spass.

Am Nachmittag dann Riesendiskussionen mit Luis, meinem Portugiesischlehrer #3 über alles, von der über Politik, Beziehungen, Löhne, Sternzeichen, Fussmassagen, sein Leben und Abenteuer, mein Leben und Abenteuer, schliesslich Vasektomie. Ja, Vasektomie.

Ok, jetzt gehts ins Kulturzentrum... Danach: Schlaaaaaf. Obwohl ja der Sohn der Familie heute wieder Party machen will.

Apropos Party, noch was zu den adoleszenten Jungs hier. Alle, mit denen ich weg war, hatten Freundinnen. Ich denke, so nach 5 Minuten waren alle um mich herum am Rumknutschen - mit irgendwelchen Frauen.

Sonntag, 10. Dezember 2006

Hinter den Kulissen

Neben den offiziellen Einträgen finden sich in meinem Blog auch etliche, die noch nicht veröffentlicht sind (Drafts oder Rascunhos, wie ich gerade lese). Dabei schreibe ich nur kurze Sätze hinein, die mir erinnern helfen, was es genau auszufleischen gilt.

Einer davon ist zum Beispiel:
"Ertappe mich dabei, wie ich das Finger-Nasenspiel mache"

Kurios, nicht?

Während ich zu eruieren suche, um was es sich dabei handeln könnte, zittert meine Erinnerung, um schliesslich aufzubäumen, die volle Wahrheit ergiessend.

Aus obigem Satz ergibt sich folgendes:
"Käptn Morris de Havenkant lehnt sich über die Reling, vielmehr an selbige, verweigert ihm doch sein enormer Bauch Moby Dick gleich die Bewegungsfreiheit, sich lässig auf den schon länger nicht mehr polierten Stahl zu lehnen. Ich, der in Bombay eine leichte Arbeit suchend, unglücklicherweise von Pressbanden auf dieses Schiff verfrachtet, betrachte vom Krähennest aus amüsiert dieses Schauspiel, dieser Kampf zwischen Fleisch und Stahl, das trotz der Härte des Material durchaus auch von de Havenkant gewonnen werden könnte, spülte ihn der nächste Brecher nicht wieder ans Steuerrad zurück und damit an den Arbeitsort des einige - mir war, es waren 4 - Brecher zuvor irgendwo nahe Mauritius über Bord verfrachteten Steuermanns. Die Winde meinen es nicht gut mit uns, und obwohl in warmen Gewässern, ist es mir als bestünden meine Beine nur noch aus Knochen, das umhüllende Fleisch zu Eis erstarrt. Sich am Ausguck festzuklammern wird zur Qual. Als mich der Ruf des ersten Maats vom Deck erreicht - "Piraten! Piraten!", deren Entdeckung meine Sache gewesen wäre - ertappe ich mich dabei, wie ich das Finger-Nasen-Spiel mache."

Doch seid ohne Furcht, lieber Leser - wir befinden uns bereits wieder in tatsächlich wärmeren Gewässern, Florianópolis. De Havenkant wendet sich, den Bauch knusprig geröstet, in der Sonne des Südens.

Aber ja, das Finger-Nasen-Spiel:
Hände zusammen. Rechten Zeigefinger links der Nase und umgekehrt. Hände lösen ohne die Hände zu verwursteln.
Ich schaffs auch nie.

Dienstag, 5. Dezember 2006

Die Sprache der Magnete

Fundstück auf meiner Magnetwand heute morgen: "Wir liegen tiefwach." Poetisch, schön.