Freitag, 27. Juli 2007

Der Osten ruft

Kaum in das Flugzeug gestiegen, werde ich auf Napoletanisch angequatscht, ob ich denn nicht den Platz mit einem anderen Italiener tauschen koennte. Klar, kein Problem, erklaere ich, doch er laesst sich nicht davon abhalten, mir die ganze Schose breit und lang aufzutischen, in diesem Dialekt, in dem die Endsilbe gespart wird, was es quasi unmoeglich macht, alles genau zu verstehen. Warum eigentlich spart man Endsilben, um nachher etliche Woerter zu verbrauchen? ;)
Der Grund uebrigens ist, dass die British Airways furchtlos die 13. Reihe behaelt (nicht etwa wie die Argentina Air), was sicher schon manchem Italiener Kopfschmerzen bereitet hat. Vielleicht auch Weichteilschmerzen - ist doch der Griff an selbe ein uebliches Gluecksritual.

In London, meiner Zwischenstation auf dem Weg nach Bangalore wird mir wieder einmal klar die Abhaengigkeit von Geraten vor Augen gefuehrt. Normalerweise zeigt mir mein Handy immer brav die korrekte Zeit, die es von der Telephonfirma automatisch abholt - diesmal laesst es mich schmaehlichst im Stich und beharrt auf der Schweizer Zeit, eine Stunde spaeter. Waehrend sich alle anderen Reisenden im Jahr 2007, 26. Juli um 12:35 befinden, lebe ich eine Stunde spaeter, um 13:35 - einer Zeit, um die ich mich bereits am Gate einfinden sollte, auf deren Nummer-Bekanntgebung ich warte. Das Display gibt sich aber stumm, ist es doch eine Stunde frueher. Immer ein guter Grund,die Panikdruesen etwas zu oeffnen, mit den Armen zu wedeln und mit 2 Schottinnen ueber den Flughafen Heathrow zu lachen.
Als dann - exakt eine Stunde vorher - das Gate angekuendigt wird, ich dabei ein AHA! reicher eine Stunde zurueckgeworfen werde, komme ich mir leicht bloed vor...

Zu meiner enormen Erleichterung - ich erinnere mich an den Flug von Brasilien zurueck in die Schweiz - setzt sich vor dem Abflug nicht ein monstroeser Berg aus Proteinen neben mich (mit dem einzigen Ziel mich vom Schlafen abzuhalten), sondern zwei junge Norweginnen (die mich dann, wie koennte es anders sein, vom Schlafen abhalten). Kichernd und neue Kinofilme schauend brausen wir durch die tuerkische, persische und schliesslich indische Nacht; nur manchmal schleichen sich die beiden in die Bordkueche, um Maltesers und andere Suessigkeiten zu klauen, die sie dann ebenfalls kichernd in sich hineinstopfen, "um die Zeit zwischen den Mahlzeiten zu fuellen", wie sie meinen. Die bangalorsche Textilindustrie wird sicher etwas lustiger werden die naechsten 3 Monate.

Gegen Ende des 12-stuendigen Flugs wird es ruhiger, ich lese einen Schinken zur Globalisierung: "The World is Flat". Es geht um Callcenter, die IT Branche und weitere Dinge, die nicht unbedingt in der Schweiz oder den USA erledigt werden muessen, sondern die auch von Heerscharen von Indern gemacht werden koennen, die dies zu einem viel kleineren Lohn (der Grund fuer all dies) tun. Gut oder schlecht, ich spare mir das Urteil auf. Das Ergebnis: Bangalore, Cheddai und viele weitere Suedindische Staedte explodieren quasi, wachsen mit grenzenloser Geschwindigkeit, auslaendische Megacorporations bauen glaeserne Wolkenkratzer, Pilze die sich ausbreiten.

Der Flughafen muss wohl riesengross sein, denke ich, als wir im angenehm kuehlen Bangalore um 4 Uhr morgens landen. Weit gefehlt - ein Gang fuehrt ins freie, in die Arme von etlichen netten Indern, die allerlei anzubieten haben. Als Gegenleistung verlangen sie fast nichts, nur einige der bunten Scheine in meiner Tasche. Doch dazu spaeter mal, habe ich mich doch mittlerweile mit einigen Indern (darunter ein sehr diskussionsfreudiger Ladenbesitzer) ueber das Thema unterhalten.

Zwar erwarten mich viele, doch der Abholdienst vom Hotel ist nicht darunter - ich freue mich daher umso mehr, als nach einer Stunde, in der ich andere Wartende mit meinem Kannada maltraetiere, mich Guru und Vinay abholen kommen, den Schlaf in den Augen.

Schon bald sollte ich einen kleinen Vorgeschmack auf die Strassen von Bangalore kriegen. *Ein ominoeses leises Hupen ertoent im Hintergrund* :)

Mittwoch, 25. Juli 2007

Indien – Namaskara, nanna hesaru Florian

Es ist nun 0:30 und ich kann immer noch nicht schlafen, erdrückend und feucht die Hitze, ein wohl blasser Vorgeschmack auf das, was mich Freitagmorgens nach 16 Stunden Reise auf dem Flughafen von Bangalore erwarten wird!

Doch der fehlende Schlaf rührt nicht daher – vielmehr lese ich mich durch Unmengen an Wikipediaseiten, die nur die Lust auf mehr erhöhen. Um die 50 Schriftzeichen in der Sprache Kannada, die ich gerade zu entziffern suche?

Wie Chinesisch, eine Sprache die mir Cherry, Dirks Freundin, letzten Samstag beizubringen versuchte, scheint Kannada auch nicht zu konjugieren. Also "Avaru banni" = "Sie kommen", "Avaru yaaru?" = "er wer?". Sehr angenehm, vielleicht kann ich auf der Hochzeit ein, zwei Leute anhauen (oder "chandada hudugi", verdächtigerweise die zweite Phrase auf der obig erwähnten seite)!
An Cherry übrigens: "wren iaó go! :)"

Warum gehe ich eigentlich nach Bangalore? Nun, zum einen heiraten Andri und Veena erneut, diesmal mit unwesentlich mehr Anwesenden (250 statt 40), zum anderen hat mich die – wenns auch nur von kurzer Dauer ist – die Reiselust gepackt. Ich liebe wenig mehr als völlig in eine andere Kultur abzutauchen, Umgangsformen, Gestik auszuprobieren, allem wenn möglich mit Respekt und Interesse zu begegnen, dabei die Welt kennenzulernen. Auch in die Ferne zu schweifen (auch wenn das Gute so nah liegt), neue Eindrücke aufzusaugen, eine neue, vielleicht durch alle Erfahrungen bescheideneren Blick für die Dinge zu kriegen, die zu Hause noch gross waren.

Und: Thosais, Thosais, Thosais!!! :)
Es heisst nicht umsonst: Mit *Leib* und Seele…

Update:
Los gehts :)
Ich habe übrigens von Veena und Andri den grössten Koffer der Welt, netterweise vorgefüllt, gekriegt. Wenn also jemand ein etwa autogrosses schwarzes Objekt durch Zürich rollen sieht – das bin dann ich. So.

Mittwoch, 18. Juli 2007

Ich (herz) mein Velo

Obwohl sich der Sommer in letzter Zeit selten hat blicken lassen (ich vermute ihn in der Nähe von Tobago) erreicht mich der Ruf meines neu reparierten Velos* fast täglich, das ich dann in Richtung Fussballstadion Hardturm lenke.

Erst durch unser ruhiges Quartier mitten hinein ins Getümmel des Goldbrunnenplatz, durch eine spannende Mischung aus Strässchen und Hauptverkehrsachsen in Wiedikon, schliesslich über die mönströs lange Hardbrücke wieder hinunter in die seelenlosen Strassen des Kreis 5 und hinein in die Stadt in der Stadt um die Bernoulli-Häuser, wo auch die restorm.com zu finden ist.
Ich liebe es, freihändig zu fahren, morgens dabei die Menschen zu beobachten, die gerade erst oder noch nicht aufgewacht sind und trotzdem irgendwie ihren Weg finden; abends dann an Flanierenden und Speisenden vorbeizurauschen, die Köpfe zusammengesteckt die brennendsten Neuigkeiten des Tags austauschend (wer wieder mal einen Kaffee gezapft hat, ohne die obligaten 20 Rappen in die Kasse zu legen o.ä.).
Irgendwann – so mein Ziel – möchte ich denselben Weg freihändig zurücklegen, mit Ausnahme der Auffahrt auf die Hardbrücke, die (paradoxerweise) mit einer steilen Abfahrt beginnt, kurz vor einer 90° Kurve, deren Mauer ich wohl ohne Unterstützung meiner Arme innigst küssen würde.

Velofahren. Ich frage mich, warum einem dabei manchmal das geniale Gefühl der Schwerelosigkeit überkommt. Ok, eigentlich ist es mir egal…



Nach der Arbeit (unglaublich gutes) Erdbeereis essen mit Rike (und Fabian, Jo, zufällig vorbeigekommen) bei Donat (leider nicht anwesend für Lobpreisungen), mit dem Velo durch die ganze Stadt und über einen Hügel, um dorthin zu kommen, dann Hochzeitsvorbereitungen, deren Arbeit etwa diesen Effekt auf mich hat, schliesslich endlich hier, schreibend.

Update: Für alle Liebhaber von niedlichen Kätzchen :)

Update 2: Jetzt gehts los zu Ernestos Geburtstagsparty, morgen dann Hochzeit Nummer 1 von Andri & Veena an der ich ein Spiel durchführe *nervös bin*. Und noch mehr, dazu mal sonst…

Update 3: Zürich wurde gerade von einem unglaublichen Donner erschüttert, der mindestens 40 Sekunden lang ertönte, so wie ich ihn noch nie gehört habe…

*kleiner Unfall der Marke "Papst Johannes Paul II", wobei das grüne Flomobil den grössten Schaden erlitt.

Montag, 9. Juli 2007

5 kurze vergessliche Momente

Auf einer Fussgängerinsel den Kampf gegen eine Horde Unterstufenschüler verlieren und auf die Strasse geschubst werden. A la "1 Mücke schafft das, was 1 Gladiator nicht konnte." – wie soll man denn da gegen 20 Mücken eine Chance haben?

Überglücklich sein, dass mein Velo 2 Tage alleine in einer wilden Gegend Zürichs quasi unbeschadet übersteht. Yay!

Beim Radeln mal wieder darüber nachgedacht, warum es eigentlich "deinstallieren" heisst und nicht "destallieren". Oder heisst es einfach "entfernen"?

Die anderen 2 Momente sind mir irgendwie entfallen... Vermutlich waren es nur mental minimal monumentale Momente.

Samstag, 7. Juli 2007

Judith und Padan

Mittelalterliche Kleidung, Irische Musik, geniale Hochzeit.

Ich lasse mal die Bilder für sich sprechen…

Update: Mehr Fotos, von Dirk. (Best of Flöre Dancing: 1. (Daniela sieht aus, als würde sie mir etwas erzählen – die hohe Kunst der Hypothekarzinsberechnung o.ä.), 2. und 3. (die butterweich zu führende Susi).)