Dienstag, 2. Oktober 2007

Der Mensch und die Maschine

Vielleicht wäre es spannend, etwas von dem heutigen verrückten Tag zu erzählen, aber mir liegt viel mehr an kleinen Begebenheiten...

Gestern Abend, Flo und ich kommen vom Filmfestival Zürich zurück – einen kleinen aber feinen Film: "Blue State" gesehen habend – die Richtung zum Gleis 2 am HB einschlagend. Blue State, wie auch den Film, den ich heute gesehen habe: "Running with Arnold", ein Dokumentarfilm über Arnold Schwarzenegger (Ö. Übers.: Ahnoad Schwaahssaneg'ga) in den kalifornischen Wahlen mit dem Bonus am Schluss, den Regisseur gleich dabei zu haben und mit spannenden (und manchmal debilen, ich schäme mich für mein Zürcher Publikum) Fragen zu pfeffern. Beide Regisseure sind entzückt, ein so reaktives Publikum zu haben, wobei die Diskussionen fast endlos scheinen, doch fast immer spannend. Für den Moment habe ich aber genug über Amerika diskutiert; wär schön, wenn sich mal wieder jemand über Timbuktu oder Finnland aufregen könnte, beides Orte, die viel zuwenig Aufmerksamkeit kriegen.
Äh ja. Jedenfalls sind wir auf dem Weg in die subterranen Schächte, welche den meistfrequentierten Bahnhof der Welt mit dem beschaulichen Hausberg verbinden. Plötzlich packt Flo den Hunger, was mein Magen mit einem zustimmenden Knurren, nein, Röhren quittiert und dem Gefühl, jede Darmwindung in ihren Details zu spüren. Zum Glück präsentiert sich uns einer dieser weltberühmten, für Hungrige ohne genug Kraft selbige zur Herausgabe ihrer Speisen zu zwingen, weltberüchtigten Selecta-Automaten. Flo entscheidet sich, keine Überraschung, für ein Kägi-Fret. Offenbar packt das Fret keine grosse Vorfreude, in Flos Schlund auf quasi Nimmerwiedersehen zu verschwinden, klemmt es sich doch kurz vor dem Ende des Falls zwischen Scheibe und unterster Verkaufsebene*. Zwar heulen wir beide kurz auf, aber innerlich bewundere ich diese zwei Schokoladeknusperkekse. Was für ein Mut, welch Bravado! ;)
Unser Beider Münz ist zu wenig, um einen der Artikel oberhalb des Kägi-Fret zu kaufen, um es doch noch in unsere Hände zu bringen. Aber irgendwie findet der Selecta Automat, dass es doch nicht fair sei, unser Geld zu nehmen und nichts dafür zu bieten (ausser widerspengstigen Schokoknusperkeksen). Ich versuche es mit einem Törtchen, welches zwar nicht sehr hoch über dem Ding abspringt, aber ziemlich schwer aussieht. Doch nichts da: Es prallt am Fret ab, welches unbeeindruckt eingeklemmt bleibt. Unsere Aufheuler bleiben nicht ungehört, eine junge Frau meint, sie habe Durst, und wenns sein muss, würde sie das Fanta gleich über dem Fret nehmen. Flos und meine Augen leuchten auf. 500g Fanta, welches auf ein Kägi-Fret runterstürzen: Keine Chance. Das Schicksal der Schokolade ist besiegelt, auch wenn ich durchaus für eine mehrtägige Ausstellung "Helden der Nahrungsmittelindustrie" bin.

Und mit dieser Geschichte an grossem Mut, Schokolade und schierem Hunger hoffe ich, Appetit auf mehr gemacht zu haben. Mögen euch eure Snacks sperrig in Erinnerung bleiben...

*ich liebe diesen Ausdruck "Untere Verkaufsebene", welcher einem beim Besuch einer Migros Filliale immer vorgetragen wird, mit dieser schläfrig machenden, durch die Nase gepressten weiblichen Stimme. Sozusagen "Willkommen auf der untersten Verkaufsebene – hier sind alle Tricks erlaubt, kein Preissturz zu niedrig, um nicht noch unterboten zu werden".

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