Kaum in das Flugzeug gestiegen, werde ich auf Napoletanisch angequatscht, ob ich denn nicht den Platz mit einem anderen Italiener tauschen koennte. Klar, kein Problem, erklaere ich, doch er laesst sich nicht davon abhalten, mir die ganze Schose breit und lang aufzutischen, in diesem Dialekt, in dem die Endsilbe gespart wird, was es quasi unmoeglich macht, alles genau zu verstehen. Warum eigentlich spart man Endsilben, um nachher etliche Woerter zu verbrauchen? ;)
Der Grund uebrigens ist, dass die British Airways furchtlos die 13. Reihe behaelt (nicht etwa wie die Argentina Air), was sicher schon manchem Italiener Kopfschmerzen bereitet hat. Vielleicht auch Weichteilschmerzen - ist doch der Griff an selbe ein uebliches Gluecksritual.
In London, meiner Zwischenstation auf dem Weg nach Bangalore wird mir wieder einmal klar die Abhaengigkeit von Geraten vor Augen gefuehrt. Normalerweise zeigt mir mein Handy immer brav die korrekte Zeit, die es von der Telephonfirma automatisch abholt - diesmal laesst es mich schmaehlichst im Stich und beharrt auf der Schweizer Zeit, eine Stunde spaeter. Waehrend sich alle anderen Reisenden im Jahr 2007, 26. Juli um 12:35 befinden, lebe ich eine Stunde spaeter, um 13:35 - einer Zeit, um die ich mich bereits am Gate einfinden sollte, auf deren Nummer-Bekanntgebung ich warte. Das Display gibt sich aber stumm, ist es doch eine Stunde frueher. Immer ein guter Grund,die Panikdruesen etwas zu oeffnen, mit den Armen zu wedeln und mit 2 Schottinnen ueber den Flughafen Heathrow zu lachen.
Als dann - exakt eine Stunde vorher - das Gate angekuendigt wird, ich dabei ein AHA! reicher eine Stunde zurueckgeworfen werde, komme ich mir leicht bloed vor...
Zu meiner enormen Erleichterung - ich erinnere mich an den Flug von Brasilien zurueck in die Schweiz - setzt sich vor dem Abflug nicht ein monstroeser Berg aus Proteinen neben mich (mit dem einzigen Ziel mich vom Schlafen abzuhalten), sondern zwei junge Norweginnen (die mich dann, wie koennte es anders sein, vom Schlafen abhalten). Kichernd und neue Kinofilme schauend brausen wir durch die tuerkische, persische und schliesslich indische Nacht; nur manchmal schleichen sich die beiden in die Bordkueche, um Maltesers und andere Suessigkeiten zu klauen, die sie dann ebenfalls kichernd in sich hineinstopfen, "um die Zeit zwischen den Mahlzeiten zu fuellen", wie sie meinen. Die bangalorsche Textilindustrie wird sicher etwas lustiger werden die naechsten 3 Monate.
Gegen Ende des 12-stuendigen Flugs wird es ruhiger, ich lese einen Schinken zur Globalisierung: "The World is Flat". Es geht um Callcenter, die IT Branche und weitere Dinge, die nicht unbedingt in der Schweiz oder den USA erledigt werden muessen, sondern die auch von Heerscharen von Indern gemacht werden koennen, die dies zu einem viel kleineren Lohn (der Grund fuer all dies) tun. Gut oder schlecht, ich spare mir das Urteil auf. Das Ergebnis: Bangalore, Cheddai und viele weitere Suedindische Staedte explodieren quasi, wachsen mit grenzenloser Geschwindigkeit, auslaendische Megacorporations bauen glaeserne Wolkenkratzer, Pilze die sich ausbreiten.
Der Flughafen muss wohl riesengross sein, denke ich, als wir im angenehm kuehlen Bangalore um 4 Uhr morgens landen. Weit gefehlt - ein Gang fuehrt ins freie, in die Arme von etlichen netten Indern, die allerlei anzubieten haben. Als Gegenleistung verlangen sie fast nichts, nur einige der bunten Scheine in meiner Tasche. Doch dazu spaeter mal, habe ich mich doch mittlerweile mit einigen Indern (darunter ein sehr diskussionsfreudiger Ladenbesitzer) ueber das Thema unterhalten.
Zwar erwarten mich viele, doch der Abholdienst vom Hotel ist nicht darunter - ich freue mich daher umso mehr, als nach einer Stunde, in der ich andere Wartende mit meinem Kannada maltraetiere, mich Guru und Vinay abholen kommen, den Schlaf in den Augen.
Schon bald sollte ich einen kleinen Vorgeschmack auf die Strassen von Bangalore kriegen. *Ein ominoeses leises Hupen ertoent im Hintergrund* :)
Freitag, 27. Juli 2007
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