Sonntag, 26. September 2004

Von Hunden und Menschen

Nach einer ausgedehnten Entdeckungstour in die Gedärme der Cidade Baixa (Niedere Stadt) mit Ana, bei der versteckte Juwelen in Form von Caipiras zum Vorschein kamen: Honig, etwas in der Art von Preiselbeeren, exotische Beigaben noch und nöcher. Uns bei lautem Getöse der mit viel Hingabe (und umso weniger Fähigkeiten) ins Mikrophon gepressten alten Hits versucht, auf Portugiesisch, was sag ich, Portugnol zu unterhalten. Ein Beispiel: "O que tu pensas - as mulheres de aqui são muy bonito das chicas na Espagna?" :) (Anas Antwort übrigens logischerweise, dass die Spanischen Frauen viiiiiiel schöner sind) Aber mittlerweile sind sogar einigermassen hochstehende, siehe oben, Gespräche mit Ana möglich - beeindruckend, wenn man sich den Stand vor etwa 5 Wochen ansieht, bei dem wir (man erinnert sich) ganze 2 Stunden benötigten, um uns (und ich gebe zu: hier wollte ich leicht übertreiben und "Gute Nacht zu sagen" schreiben ;) ) die jeweiligen Interessen usw. mitzuteilen. Das "Nach" zu Beginn des Abschnitts soll hier beendet werden: "kommen wir heute um 2 Uhr, also eigentlich ziemlich früh, nach Hause."

Zum ersten Teil des Titels. Heute "Morgen" um 12 Uhr weckt uns eine ans Fenster klopfende Mrs. Suele. In Tränen aufgelöst erklärt sie uns den Grund für den uns mit merkwürdigen Hustgeräuschen überraschenden Hund - er hat Krebs, genauer Lungenkrebs. Obwohl es mir schleierhaft ist, wie sich ein Lungenkrebs so urplötzlich und rapide in Aktion treten sollte, um seinen Erzeuger in die (ich hoffe es für ihn, auch wenn er ein kleines Ekelbiest ist) ewigen Jagdgründe zu schicken. Im später folgenden Gespräch, das sie in Trauerschwarz und mit dicker Sonnenbrille bestreitet, kann ich nicht anders, als vom Ganzen berührt zu sein, besonders auch in Erinnerung an unsere verstorbene Familienkatze. Und das trotz der gelangweilt und ihre eigene Agenda (Jungs, Jungs, und: Jungs) verfolgende, im Hintergrund mit verschränkten Armen herumstehenden Tochter, die sich kontrast- und effektreich wieder einmal einen Modetag leistet, der ganz im Zeichen der Farben Kreischpink und Grellblau stehen sollte.

Der zweite Teil des Titel sei aufgeschoben, um einen Buchtitel von Peter Handke zu empfehlen: "Mein Jahr in der Niemandsbucht". Erst kürzlich habe ich Handke wiederentdeckt, obwohl ich doch schon vorher wusste, dass viel Gutes aus Kärnten kommt. Zwar benötigt man doch fast schon eine perverse Lust an der deutschen Grammatik, aber ist erst mal Handkes Schreibstil überwunden und verinnerlicht, findet man märchenhafte Landschaften und etliche Variationen des Menschseins vor. Es tut gut, bei allem Portugiesisch und Spanisch, mal wieder ein Bisschen Deutsch - und was für eins - lesen zu können. :)

Heute steht noch bevor:
Anas (La Espaguesa) Capoeira-Vorstellung im Parcão und danach Cristinas (A Portugnola) Abschiedsfest, das in Form einer Churrascão-Völlerei durchgeführt werden wird.

Leider schaffe ich es nicht mehr an Anas Capoeira-Vorstellung, weil ich mich mit Jiri durch den Riesenkaufhausdschungel schlage, er die etlichen Lederkoffer auf den Schultern, die an den Rändern schon zerfetzte Karte in Händen, ich (von etlichen kleinen McDonalds Glaces für 1.25 R$ gestärkt) die Machete schwingend.

Cristinas Abschiedsfest wartet mit exzellentem Churrascão auf, wobei ich sagen muss, dass mir beim Anblick des Fleisches fast schlecht wurde. Vielleicht ist jetzt der Moment gekommen, Vegetarier zu werden, im Schlaraffenland des Muskelfleisches? Nachdem wir ihr unsere Abschiedsgeschenke, verdächtigerweise zu 50% aus Schokolade bestehend, überreicht haben, verwandelt sich die Nacht in einen wilden Tanzevent, der bis drei Uhr morgens dauern sollte.
Ich werde Cristina vermissen, ihre scheinbare Naivität, daher Liebenswürdigkeit, und sogar, wenn auch nur zögernd, ihre Art, jeden und alles nach dem Weg zu fragen. Das bedeutet ja immerhin, dass sie einen Weg hat, was schliesslich nicht alle von sich behaupten können.
Jedenfalls: Cristina, boa Sorte em Cadiz! :)

Eine Bemerkung noch am Rande:
Nadine bat mich, euch mitzuteilen, dass sie nun das Bild der Gesundheit darstelle und mit dem sterbenden Schwan, der im Blog porträitiert wird, nichts mehr gemein hat. Diese Aussage stammt von letztem Freitag. Kann also gut sein, dass sie mittlerweile schon wieder das Grubersche Drüsenfieber o.ä. aufgeschnappt hat. ;)

(Bitte beachtet dazu auch den Kommentar, der zusammen mit dem Blog in einen Running Gag ausarten könnte ;) )

Mittwoch, 22. September 2004

SPLOASH!

Der Titel weist auf das heutige Geräusch des Tages hin.
Überhaupt ist der Tag dem wichtigsten Element gewidmet: Dem Wasser.

Es regnet. In Sturzbächen. In Strömen. Es ist, als wären die Wolken so schwer, dass sie sich notfallsmässig und vielleicht nach einem letzten verzweifelten Mayday! direkt und komplett auf die Erde herniederstürzen!

Kurz nach dem Aufstehen begutachte ich den ehemals leicht feuchten Pullover, den ich gestern Nacht hoffnungsvoll zwecks kompletter Trocknung an die Wäscheleine gehängt hatte. Mittlerweile ist er nun schon fast nass.
Leicht demotiviert, aber immer noch guten Mutes begebe ich mich Richtung Kü-- *SPLOASH* Und da ist es auch schon, das Geräusch. Gleichzeitig ist das erste Opfer des berüchtigen, über Nacht wachsenden See des wogenden Todes in unserer Küche, erkoren. Mit Blick nach oben frage ich mich, ob die Löcher in der Decke vielleicht doch ein kleines Bisschen grösser geworden sind? Mit Blick nach unten schätze ich unsere Versuche, die Gewässerbildung in unserer Wohnung einzudämmen, als mangelhaft bis ungenügend ein. Immerhin kann die kleine Plastikkiste, in strategisch günstiger Position als heldenhafter, wenn auch dem Untergang geweihter Versuch gewertet werden.
Ich begebe mich einigermassen motiviert in Richtung des Ortes, an dem ich immerhin freiwillig mit Feuchtigkeit in Berührung kommen will, der Dusche. Dies äusserst erfolgreich, denn mir gelingt die Gratwanderung zwischen Menge und Wärme des Wassers perfekt. So gut, dass ich beim folgenden Versuch, meine Socken im 1 cm tiefen, vor drei Tagen gegründeten "Lago Ducha" einigermassen trocken zu halten und sie gleichzeitig unfallfrei über meine Füsse zu stülpen, eine - so denke ich - broadwayreife Stepp Nummer hinlege.

Soweit, so gut. Beim Hinausgehen noch eine letzte Kontrolle des Pullover: 98% Wasser, 2% Polyamid.
Auf Konfrontation mit einem zu mächtigen Element, beisse ich auf meine Zähne und trete, die Kaputze montierend, vor das Haus. (Im Wissen freilich, dass meine "Trilhas & Rumos" Outdoor-Jacke höchstens 3 Minuten durchhalten wird) Den Rio Grande, der sich an Stelle der Strasse ergiesst schaffe ich unter Aufgabe meines rechten Schuhs (d.h. der Trockenheit davon) zu überqueren.
Triefend erreiche ich die Busstation - und wundere mich: Weshalb halten die wartenden Personen ihren Schirm horizontal nach vorn? Ein zuvorkommend höflicher Taxifahrer gibt mir unkompliziert und direkt Antwort, indem er sein Taxi durch die vor der Station liegende (wartende?) Pfütze steuert. Ist es besser, nach hinten in den Regen zu springen, oder stehen zu bleiben? Eine Antwort darauf scheint nicht einfach. Ich bleibe stehen, und hoffe, dass eine bessere Flüssigkeitsverteilung (oben UND vorn) später im Labor auch besser trocknet. Der Wetterbericht zeigt mir, dass weitere Feldversuche in den nächsten Tagen gut durchführbar sind.

Brasilien, meine Damen und Herren. Land der strahlenden Sonne, der pulsierenden Urwälder, und der Tangas. Solange sie nicht nach Rio Grande do Sul kommen...

Immerhin ein Lichtblick: Basketball!

Sonntag, 19. September 2004

Montevideo II

Weiter im Telegrammstil (STOP) Heute besuchen wir als erstes einen Strassenmarkt in Montevideo. Ich kann jedem Schweizer mit Preisbewusstsein davon abraten. Ich vermutlich werde wohl nie wieder Orangen (20 Rp./kg) oder Erdbeeren (80 Rp./kg) in der Schweiz kaufen können. ;) Bei einem alten Mann erstehe ich preiswert einen delizi-öö-sen Hot Dog, inklusive dieser genialen Kräutersauce, die man hier überall zu den Gerichten serviert kriegt. Die weibliche Hälfte entdeckt entzückt einen Schuhladen, bei dem sie sich für umgerechnet 10 Franken pro Paar bemerkenswert zurückhalten können, und sich nur je ein Paar erstehen.

Als nächstes geht es zum Hafen, bei dem die uruguayanische Flotte versucht, ihr Budget per Knotenkursen und Schiffsbesuchen aufzubessern. Es ist ein erhebender Moment in den sich auf dem höchsten Punkt des Schiffs befindliche Zielanweisersitz zu steigen. Ich glaube, ich konnte mir ein, zwei unterstützende Geräusche ("Piuu, Wabuum" o.ä.) nicht unterdrücken.

Weiter geht es zum nahen Hafenmarkt, der mit "Fleischtheken" (ich kann es nicht anders beschreiben) gefüllt ist. Anders als die Brasilianer verwerten die Uruguayaner soviel wie möglich von der Kuh. Wir bestellen die grosse Fleischmischung, die uns dann kurz später auf einem Mini-Grill erreicht, Blutwurst, Gedärme, Gehirn usw. zu einem kleinen architektonischen Meisterwerk der Völlerei aufgetürmt. Das Fleisch ist gut, ich fühle mich aber trotz einer kleinen Probe des Gehirns nicht schlauer. Merkwürdigerweise überkommt mich der Drang, zum Dessert einige Büschel Gras wiederzukäuen. :)

Eine blutrünstige Ana vor einer der etlichen Fleischtheken

Gut und reichlich gefüllt, besichtigen wir einige sehenswerte Gebäude:

Nur eines der Gebäude in Montevideo

Am Ende des Tages ein Besuch im lokalen Supermarkt mit Ana-Maria, Marcio und Christian. Schliesslich der Ausgang, den ich mit mageren 66 Pesos (~3 Franken) zu bestreiten versuche. Ich schaffe es aber doch tatsächlich, mir damit einen Drink zu erstehen. Nach einem weiteren Drink und einem erheiternden Anfall von "Fangis" mitten auf dem Independencia-Platz erreichen wir die Jugendherberge.

Den ganzen Tag hindurch versuche ich mich in Spanisch und bemerke, dassich offenbar von Cristina, Diana und Ana einiges Wissen osmotisch aufgenommen habe. (Anders als vermutlich die meisten Menschen bin ich motiviert von Cristinas Bemerkung, ich hätte einen starken mexikanischen Akzent.)
"Hola Muchachos!", kann ich dazu nur sagen. :)

Samstag, 18. September 2004

Montevideo I

Die Zeit ist knapp, Basketball ruft - dennoch, ein kleiner Eintrag der Erlebnisse im Berichtsstil, die in der Ankunft in Montevideo kulminieren, soll nicht vergessen werden...

Party in unserer Küche

Nach einem ausgelassenen Geburtstagsfest von Ana (28!) inklusive Tanzsession in unserer Küche düsen wir um 1:30 los. Ich kann es übrigens immer noch nicht fassen, dass Ana älter als ich sein soll. Als ich sie zum ersten Mal sah, stritt ich innerlich mit mir selbst, ob sie wohl 19 oder schon 20 ist. Nun, wir düsen also los.
Wir sind: Meine WG (Ana, Christian, Mathias) und Cristina, Diana (Las Espagnolas), Marcío und Ana-Maria (Os Brasileiros) und ich, latürnich. Schliesslich noch der Chauffeur und seine niedliche, 10-jährige Tochter, Amanda. Nach etwa einer halben Stunde merke ich, dass meine Platzwahl in der zweiten Reihe in der Mitte sehr unglücklich gewählt ist. Meine langen Beine sind thrombosig unter den Sitz gefaltet, die Klimaanlage (die der Fahrer trotz kaltem Wetter eingeschaltet hat, wie auch durch den Rest der Reise) bläst mir direkt ins Gesicht. Immerhin kann ich dem Gespräch zwischen Tochter und Vater lauschen, das ich - dem limitierten Vokabular der Kinder sei Dank! - fast komplett verstehe. Ich bin ziemlich beeindruckt, dass Amanda bis drei Uhr immer noch nicht gefragt hat, ob wir denn schon da seien. ;)
Um 4 Uhr der herbeigesehnte Platzwechsel mit Ana, der mir unendliche Beinfreiheit verspricht, während sie sich nun mit der hinter ihr sitzenden Diana um marginale Rückenlehnensteigungswinkelsenkungen streiten kann. Vielleicht etwas egoistisch von mir, aber erstens ist der Geburtstag von Ana vorbei und zweitens ist das Leben hart. (Nein, quatsch - sie ist ja auch einiges kleiner und hat darum eigentlich kein Problem)

Etwa um sieben Uhr morgens kommen wir an der Grenze an, wo wir ohne Probleme unsere Pässe vorweisen und durch dürfen. Das heisst, an der brasilianischen Grenze. An der uruguayanischen Grenze entdeckt unser Fahrer, dass man, um in ein anderes Land einreisen zu können, einen Pass dabei haben sollte. Ich gebe zu, dass das Konzept mich als Kind ebenfalls manchmal etwas überfordert hat. Theoretisch heisst das nun, dass wir nicht einreisen können. Praktisch übrigens auch. [Nachricht aus der Zukunft: Der leicht säuerliche Schreibstil übrigens rührt daher, dass ich damals ebenfalls leicht säuerlich gestimmt war] Obwohl die Hoffnung existiert, dass das brasilianische Konsulat im nahen Grenzdorf dem Fahrer einen Notpass austellen kann.
Was nun folgt, ist eine kleine Lektion, was passiert, wenn man nach dem Weg fragt, wie es die spanische und brasilianische Bevölkerung des Busses unter dem gequälten Aufheulen der versammelten Mitteleuropäer tut. Und zwar wiederholt. Fragen wie Aufheulen.
Ich habe mittlerweile herausgefunden, dass es am Besten ist, etwas jüngere, gepflegt aussehende Menschen zu wählen, die einem nach einem unmerklich kurzen Nachdenkintervall antworten. Sollte sich nach der Frage eine kleinere Pause einstellen, kann man die Antwort getrost vergessen, stellt diese Pause doch die Zeit dar, die das Gehirn benötigt, um das Areal für fantastische Geschichten (Area Münchhausensis) anzuwerfen. Die Antwort an sich ist daher ebenfalls von Interesse: Ist sie knapp ("rechts, dann links") vorgetragen, kann man ihr Glauben schenken. Ist sie etwas länger und beinhaltet Sätze wie ("... dann macht ihr den Zyklopen mit Wein trunken und stecht ihm mit einem Pfahl aus Olivenholz das Auge aus ...") kann sie ebenfalls ignoriert werden.
Der Ruf der Vernunft verhallt aber ungehört und so fahren wir im besten Benny Hill-Stil durch die Gegend. Und finden durch Zufall sogar das am Samstag geschlossene Konsulat!
Wieder zurück zum brasilianischen Grenzposten, und doch wieder zum Uruguayanischen, um einen letzten Versuch zu starten, diesmal auf die südamerikanische Art. Eine halbe Stunde und 50 Reais ärmer, tuckern wir weiter Richtung Montevideo, wo wir nach weiteren, für mich zutiefst entnervenden Frage-Antwort-Verirr-Episoden endlich in der Jugendherberge ankommen.

Der erste Eindruck von Montevideo ist einer einer grauen Stadt. Woher dieser Eindruck genau kommt, ist mir schleierhaft. Ist es die nicht sehr erholend verbrachte Nacht oder liegt es an den oft gelblich gestrichenen Gebäuden in Porto Alegre? Beim zweiten Blick entpuppt sich Montevideo als Stadt voller schöner Gebäude im neoklassizistischen oder Art Deco Stil. (Wobei Buenos Aires dies noch übertrumpfen soll)

Die Nacht ist einem Spaziergang, einigen Pizzas und ziemlich guten Strassensängern gewidmet. Schliesslich einer Tischtennissession bis 2 Uhr morgens...

Freitag, 17. September 2004

(Der Tag vor der Abfahrt nach) Montevideo

Heute begleite ich Marcio (der eine Überweisung zur Bank Santander tätigen will) zu einer der Banken auf dem Gelände der Universität, genauer, die Banco do Brasil. Bisher hatte ich dreimal das Vergnügen, durch die doppelte Sicherheitstür, der ein Metalldetektor zwischengeschaltet ist, zu gehen. Jedesmal fällt mir auf, wie leicht es wäre, eine Waffe reinzuschmuggeln. Oder überhaupt die Bank zu überfallen. Zwar sind die Türen extrem gut gesichert, aber auf der einen Seite wurde eine Öffnung geschnitten, damit die drin temporär gefangenen Personen ihre metallischen Gegenstände aus dem Detektor reichen können.
Wie zum Beispiel eine Pistole. Denn der Sicherheitsmann steht nicht etwa bei der Öffnung, sondern eingeklemmt zwischen Bürotisch und Detektor auf der anderen Seite. Zusätzlich dazu stellt sich die Frage, warum man überhaupt durch den Detektor gehen sollte, ist doch der Rest von Glas (inkl. Tür) umgeben. Hmmm.

Ich hoffe, es scheint nicht so, als würde ich mich permanent über Brasilien lustig machen - im Gegenteil, ich fühle mich hier sehr wohl, auch wenn nicht immer alles gleich rund läuft - aber manche Dinge springen mir halt ins (offensichtlich kriminelle? ;) ) Auge.

Nachdem die Bankangestellte uns erklärt, dass wir auch noch wissen sollten, um diese Transaktion zu tätigen, entscheiden wir uns, die 300 Meter zur anderen Bank (auch auf dem Gelände der Universität) zu Fuss zu gehen. Dort staune ich nicht schlecht, als ich auf mehreren Stühlen hinter der Angestellten, die uns die Einzahlung abnimmt, Bündel über Bündel von Realnoten erblicke! Vielleicht haben sie in einem Raum dahinter einen Pool, den sie sich mit Dagobert Duck teilen, und dies sind nur die Reste, die sie sich aus dem Badekleid klauben? :)

Auf jeden Fall geht es heute Nacht nach Montevideo (bis Dienstag, da Montag hier Ferien sind), mit einem gemieteten Bus, inklusive Chauffeur. (Und ich bin froh, dass der Chauffeur trotz der anderen Wunsch, durchzufahren, irgendwo halten und schlafen will. Besser 2 Stunden weniger Montevideo, dafür noch ~438'000 Stunden länger den Rest der Welt sehen. Oder?)

Wünsche euch ein schönes Wochenende. Ich versuche mich dann mal im Spanisch sprechen. Yo voy tentar hablar Espagnol. Obwohl ich das dumpfe Gefühl habe, dass es in übelstem Portugnol ausartet, was es jetzt schon ab und zu tut... :)

Festival De Talentos

Manchmal frage ich mich:
Wer will eigentlich genau in einem riesigen Stadium einer perfekten Show beiwohnen? Einer Show, die minutiös vorbereitet wurde, bei der alles sitzt, die Tänzer und Sänger so professionell sind, dass sie darüber hinaus sind, mechanisch zu wirken, daher sogar so wirken können, als würden sie nur für mich singen?
Wieso sollte ich so jemandem zujubeln? Sie brauchen meinen Beifall nicht mehr.

Ganz anders die Bands einer Talentshow!
Da zerrt noch Nervosität, der Schweiss rinnt, und Perfektion glänzt in Abwesenheit. Beifall bedeutet für die Band noch etwas, man schätzt ein gutes Lied umso mehr nach einem Schlechteren, und zusätzlich wohnt man der möglichen Entdeckung eines neuen Hits bei - ausserdem lockt die Chance, später einmal ein Original-Foto für einen Heidenpreis zu verscherbeln. ;) Und das alles im Gebäude 40 der Universität!

Die erste Band überzeugt ziemlich. Der Sänger und besonders die Sängerin sind beide mit guten Stimmen geschlagen, was ich aber erst aus dem ziemlich übersteuerten Lied herausgrübeln muss. Aber alles im Sinne des Entdeckergeists! :)

Die nächste Band löst in mir einen kurzen Fluchtreflex aus, als ich ihre kurzen Hosen, schwarzen T-Shirts mit ihren Idolen (Hoffentlich nicht, was ihre Frisuren angeht ;) ) erblicke. Aber zum Glück bleibe ich, werde ich doch sogleich mit dem folgenden Anblick belohnt:

Leadsänger der Metal/Crossover/Wasimmer-Band

Das absolut Beste an der Band ist, dass der Leadsänger einen Notenständer benötigt, um die Texte abzulesen! :) Ich würde nur liebend gern sehen, wie er zum Musikstil passend den Notenständer in die eine Hand nimmt und damit herumhüpft. Leider nicht. Immerhin nimmt er sich die Mühe, metal-mässig den Kopf hart auf und ab zu bewegen, eine mutige Leistung, wenn man weiss, dass seine Haare knapp 1 cm lang sind, und dass er gleichzeitig versucht, den Text zu lesen. Ein Applaus also auch an seine Semizirkulären Kanäle im Innenohr. Mein eigenes Ohr hingegen versucht, sich krampfhaft vor dem in Wellen anströmenden Schall/Rauschen zu verkriechen, was ihm aber nicht gelingt, gibt sich doch der Rest des Körpers gelähmt inkooperativ.

Die nächste Band soll letztes Jahr gewonnen haben und demonstriert pädagogisch wertvoll auch gleich, was genau passiert, wenn man sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Immerhin zu einer kleinen Chuck Berry Imitation reicht es doch. Ziemlich beeindruckend. Erreicht fast "Michael J. Fox in Back To The Future"-Qualität :)

Mittwoch, 15. September 2004

Basquet

... bedeutet ganz einfach Basketball.

Schon seit einer Woche freue ich mich wie wild auf das (von mir initiierte, of course :) ) Basketballtreffen, was mir irgendwie hilft, schnell wieder gesund zu werden. Am Mittag lasse ich mir letzte Tips von Nadine geben. (Nadine ist aus München. Auf "Brasilianisch" heisst sie "Nadschiiinii". In a bottle? ;) ) Nach durchgeführten Kur aus "nur" Salat, Reis und Poulet - und erst noch ohne die köööstliche Sweet&Sour Sauce, das Herz, es weint - fühle ich mich zwar noch schwach, aber schon viel besser.

Warum ich mich übrigens von Nadine beraten lasse? Wenn Nadine hier bei einer Umfrage mitmachen würde, bei der sie gefragt würde: "Was sind ihre Hobbies hier in Brasilien?", würde sie wohl mit "Diverse Krankheiten und Übelkeiten" antworten. Seit sie vor mehr als drei Wochen hier angekommen ist, hat sie wohl mehr Krankheiten durchgemacht, als ich in meiner Jugend. (Und dies vermutlich erst noch ohne liebevoll ans Bett gebrachte Comichefte und Legosteinsets) Sogar inklusive schmerzendem Weisheitszahn. Ich schäme mich schon fast, meine vergangene Mini-Spitalepisode überhaupt noch in den Blog einzutragen. (Andererseits könnte eine locker hingekritzelte Notiz "Heute bin ich im Spital" eine Massenpanik ungeahnter Grösse auslösen. Ich entscheide mich also für einen detaillierteren Eintrag.)

Nach dem Essen noch ein Meeting in der Bar 30 des Klubs der Kränkelnden, der aus Nadine und mir besteht. Die demnächstige Auflösung wird mit sofortiger Wirkung einstimmig beschlossen und mit mehreren Kamillentees freudig begossen. Die anschliessende Portugiesischstunde überlebe ich ohne grössere Schäden, obwohl ich natürlich meine (ehrliche!) Ausrede für die nicht gemachten Aufgaben ("estava doente ontem") vergesse, einzubringen.
Nach der Portugiesischstunde folgt die Fotosession für die Austauschstudenten - deren Ergebnis irgendwo auf der Newsseite der Universität, besten-(schlimmsten-?)falls im Newsmagazin publiziert wird. Mein halbkranker Zustand lässt mich folgende Kommentare vorhersehen: "Oh, Brasilien ist wirklich multikulturell! Schwarze, Weisse, Asiaten und sogar Zombies werden wie Freunde behandelt!" ;)
Kurz nach dem Gruppenfoto müssen Sandrine (de la France, genauer: La Réunion), Amadeus (aus Deutschland) und ich (aaaus där Schwäiz, Grüüüezi!) - halt die Schönsten der Klasse, odär, he ;) *mit Hand durchs Haar fahr* - noch einen unschuldigen Sicherheitsbeamten bequatschen, der bis dahin friedlich am Musikbeschallten Eingang (wir erinnern uns) stehen durfte und sichtlich von unserem Überfall überfordert ist. Wir geben uns aber Mühe, für die Fotos autenthisch zu wirken und stellen seriöse Fragen: "Wie heisst Du?", die dann aber rapide in die Semiseriosität abgleiten: "Was hältst Du von der Musik?", "Tanzt Du manchmal heimlich dazu?" o.ä. :)

Die Kommunikation mit Sandrine übrigens erinnert mich daran, dass etwa 7 Jahre Französisch, eine 3.5 im Abschluss, und 8 Jahre des Senilitätsprozesses nicht wirklich genug sind. Obwohl ich doch recht beeindruckt bin, wieviel ich doch noch kann und offensichtlich mitgenommen habe. Ich denke, einige Wochen Aufenthalt in Frankreich und ich wäre wieder topfit. Wobei "topfit" dem Gesundheitsequivalent eines vor dem Fernseher dahinvegetierenden Fussballfans, der sich ausschliesslich von Chips ernährt, entspricht. ;)
Wäre es nicht besser, statt 7 qualvoller Jahre des für den Schüler in dem Moment sinnlos erscheinenden Lernens ihn besser für 3 Monate nach Frankreich in die Schule zu schicken? Acho que sim.

Abends dann endlich: Basketball!
Um 18 Uhr treffen sich Christian (D), Jiri (CZ), und die BrasilianerInnen Coelho, Sportstudenten: Jonas (Professor), Iuri, Raquel (aka Ali), Fabiano - und ich, um zusammen dem orangen Ball hinterherzuhetzen. Bis zu dem Zeitpunkt wird mir gar nicht klar, wie sehr ich eigentlich Basketball vermisst habe! Unsere (Jonas, Christian, Jiri, Ich) Befürchtungen, den Sportstudenten abgrundtief unterlegen zu sein, lösen sich dann dank unserem Teamgeist, der über individuelle (und minimal egoistische) Glanzleistungen obsiegt, in nichts auf. :)
(Nebenbei macht sich Jiri der Tscheche einen Namen: "Czechquille O' Neal" - während ich mich nach einer Stunde heimlich "Keuchviel, so viel" nenne ;) )

Obwohl ihr es nicht wissen wollt, hier trotzdem nochmals als Kurzmeldung: Wir gehen in eine Rodizio-Pizzeria, in der man für 5 Franken soviel Pizza, die einem vorbeigebracht werden, essen darf, wie man will oder wie man denkt, man will. (Zusätzlich gratis Getränke und Salat) Ich gebe kurz nach der ersten Kondensmilchpizza auf, und verschliesse meine Augen vor dem sich mir bietenden Spektakel: Jiri und Christian verdrücken etwa 15 Stücke, wild gemischt Schokolade, Bananen-Zimt, Würstchen, Vegetarisch, Knoblauch, Käsepaste, usw, usf...

Dienstag, 14. September 2004

Futebol

(Oder auch Fussball)

Heute fühle ich mich erneut ziemlich schwach, und entfliehe der drohenden Krankheit unter meine Bettdecke.

Gleichzeitig bemerke ich ich, dass meine Rückenschmerzen, die zu Hause doch recht häufig auftreten, vielleicht nur Magenschmerzen sind, die am falschen Ort weh tun, so merkwürdig es sich anhören mag...

Ein kleiner Krankheits-Buchtipp nebenbei:
"Futebol - The brasilian way of life" von Alex Bellos. Kann ich jedem wärmstens empfehlen, der sich ein kleines Bisschen für Brasilien interessiert. Vordergründig handelt es von Fussball, aber da Fussball hier (weniger in Porto Alegre als im Rest von Brasilien) stark mit dem Leben der Brasilianer verknüpft ist, erfährt man auch darüber einiges. Das Buch ist voll von Schicksalen, wie das von Torhüter Barbosa, der im Weltcup von 1950 im Maracanã Stadion von Rio das 2:1 von Ghiggia nicht halten konnte und seither gemieden wurde. Für alle in dem praktisch 200'000 fassenden Stadion (theoretisch weniger) war damals klar, das nur Brasilien gewinnen konnte. Das Buch erzählt von tränenreichen Heimfahrten, und dem kollektiven Schock einer jungen, aufsteigenden Nation, der noch bis 1958 andauern sollte. (Sogar bis heute, wurde doch z.B: Ghiggia am Flughafen von einer 24-jährigen Zöllnerin angehalten, die ihn mit den Worten, dass "die Herzen der Brasilianer noch heute weinen", weiterwinkt.) Interessant auch, dass es den Uruguaianern einigermassen egal war, während die Brasilianer so darin "aufgegangen" sind.
Das Buch handelt aber auch von Garrincha, dem dribbelnden Wunderpartner von Pelé mit den verbogenen Beinen, der zwar fussballerisch Spitze war, aber mit Geld und Buchstaben nicht umgehen konnte. Die Spitzenfussballclubs nützten ihn jahrelang aus.
Apropos Ausnützung, auch davon erfährt man viel. Zum Beispiel, dass die meisten Profifussballer nur etwa 500 Reais (~200 Franken) pro Monat kriegen, während die Präsidenten in Saus und Braus leben usw. Generell Korruption der Obrigen.
Aber auch etliche skurrile Details werden behandelt. Die Candomblé (oder was auch immer für eine Religion, es braucht hier ja nur 3 Leute, um eine Religion zu gründen) Priester, die Frösche zwecks Fluch auf gegnerischen Plätzen begraben, solche, die Stiere schlachten, um eine z.B: von Fröschen hervorgerufene Pechsträhne zu beenden. Oder wie genau Fussball und Religion verknüpft sind. Oder der Einfluss des Fussballs auf die hiesige Politik.
Oder Autobol, Fussball mit einem 1,2 Meter grossen Ball und Autos, die ihn herumschubsen. Futsal, in der Halle, mit 5 pro Seite. Futvolley. Transvestitenclubs. Knopffussball. Beachfussball, anstrengende 3 x 12 Minuten, von Fernsehstationen eingeführt, um eine Stunde zu füllen, mit praktischen Werbepausen. Schlammfussball. Dschungelfussball, bei dem man, wenn man einen auf dem Feld herumstehenden Bäume trifft, in eine saure Limone beissen muss. Die unglaubliche Ausdauer der Indiofussballer (und auch ihre unglaubliche persönliche Freiheit, die sie manchmal mitten im Spiel aufs Klo gehen lässt, z.B: mit dem Ball). Die Fussballturniere von Amazonien, die parallel mit Schönheitswettbewerbe der Klubschönheiten einhergeht. (Jeder Klub hat eine weibliche Schönheit, die, wenn sie gewinnt, ihr Team wieder ins Turnier reinbringen kann, sollte es zu früh herausgefallen sein) Oder die Spitznamenkultur hier, dass z.B: Fussballer mit Spitznamen angeredet und gekennzeichnet werden. Die Erfindung des "Goooooooool" Rufs, der daher rührt, dass der damalige bekannte Kommentator kurzsichtig war und sich Zeit verschaffen wollte, bis ihm sein Assistant vor Augen hielt, wer denn genau das Tor geschossen hat. :) Seither hat es sich in ganz Südamerika verbreitet.

Ich persönlich halte Fussball immer noch für einen Sport, um den zuviel heisse Luft weht, und dass die meisten verrückten Fussballfans lieber selbst Fussball *spielen* und sich einen besseren Lebensinhalt suchen sollten. Aber in Brasilien ist der Sport ziemlich wichtig, denn Fussball bedeutet Kitt zwischen den verschiedenen Klassen und Kulturen.

Also: Für jede(n) Brasilieninteressiere(n) - ob Fussballfan oder ganz und gar nicht - sehr empfehlenswert, unterhaltsam und belebend. :)

Bonuspunkte des Tages gehen übrigens an Andri, der mit der Bemerkung "Gibt es ein Executive Summary deiner Geschichten?" meinen Tag versüsst. Ich denke, ein Executive Summary liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Sobald ich weiss, was das genau sein soll. Meine Unschuld wurde - zum Glück! - bisher noch nicht vom Managerjargon besudelt. ;)

Montag, 13. September 2004

More weight! More!

(Um Zoidberg zu paraphrasieren)

Nur eine kleine Kurzmeldung zum Muskeltraining.
Meine Trainer haben meine Trainingsintensität in den vier Wochen sukzessive pro Woche je um mörderische 20% gesteigert (1.2 hoch 4, man kalkuliere... ;) ), und damit die Intensität verdoppelt. Da ich aber unter dem Druck nicht zusammengebrochen bin *g*, haben sie nun mein Training komplett geändert. Ich muss allerdings zugeben, dass ich mich flüchtig an eine letztwöchig entsprungene Bemerkung erinnern kann, die ich wohl irgendwie gemacht haben muss, die annähernd damit zu tun hat, dass ich das Training vielleicht etwas zu locker finde. Öhöm.
Der Spass hat nun ein Ende. Mittlerweile dauert ein Durchgang durchs komplette Programm mehr als zwei Stunden und umfasst 4 Kilometer Joggen, (8 -14 km/h) gefolgt von 15 Foltermaschinen, je 3x15 Hebe-, Zieh-, Zerr-, Quetsch- und Bruchbewegungen, wiederum gefolgt von 200 Rumpfbeugen. Und an diesem Zeitpunkt kämpfe ich mit dem Schlaf. Nicht etwa, weil es so hart ist - es ist - sondern, weil es ziemlich langweilig ist, und ich den Fernseher nur von der Hälfte der Maschinen aus sehen, geschweige denn hören kann. Aber ich beklage mich nicht, gelange ich doch bei sovielen Rumpfbeugen schnell in einen tranceähnlichen Zustand - und das ist auch was, sagt man doch "Mein Körper ist mein Tempel".
Stimmt bei mir wöchentlich mehr. Ein Tempel gefüllt mit beinharten Tek-Wan-Do Mönchen, die sich nur von Steinen und ab und zu daran hängenden Gräsern ernähren, und täglich per Kicks eine Holzmenge zerstückeln, die dem eines Waldes der Grösse von Malta entspricht. Oder auch nicht.

Freitag, 10. September 2004

Fingerschnippen auf Brasilianisch

Etwas, was jede(r) Brasilianer(in) kann und können muss, ist dieses typische Fingerschnippen, mit dem man jemanden antreiben kann, irgendeine Tätigkeit etwas schneller ("Rapido! Rapido!") durchzuführen. Ich habe dazu eine kleine Zeichnung angefertigt, die es hoffentlich etwas vereinfacht, die Beschreibung zu verstehen:



Unten findet sich eine Anleitung, wie diese Bewegung in etwa funktioniert.

Eine kleine Anmerkung im Voraus. Falls ihr ebenfalls vorhabt, euch diese Bewegung anzueignen, stellt euch darauf ein, dass es nicht einfach werden wird. Nach etwa 6 (!) Wochen Training bin ich nun etwa so gut wie ein durchschnittlicher Brasilianer:

1. Woche. Die (typische Floriansche) Suche nach dem schnellen und billigen Erfolg:
Zu Beginn habe ich diverse Tricks benutzt, wie etwa den Zeigefinger exzessiv mit Speichel zu benetzen, um das Klatschgeräusch hervorzurufen. Der Trick funktioniert zwar, aber ich gehöre zu der Minderheit auf dieser Welt, die nicht dabei gesehen werden will, wie sie ihren Zeigefinger öffentlich abschleckt. (Und ich stehe dazu! ;) )

2. Woche. Die desillusionierte Einsicht und das informierte Vorgehen:
Da der Erfolg des Vorhabens exklusiv auf der Flexibilität des Zeigefingers gründet, widmete ich diese Woche Dehnungs- und Lockerungsübungen. Dabei nahm ich den Zeigefinger der rechten Hand in die Linke und rüttelte leicht daran. Festes Rütteln kann zu Knorpelabsplitterungen führen.

3. Woche. Erste Erfolge:
In der dritten Woche stellten sich die ersten Erfolge ein. Ein leichtes Klatschen ("Fliff fliff") ist zu hören, ich bin auf dem Weg zum Erfolg.

4. Woche. Rückschlag:
"Fliff fliff"

5. Woche. Erneute Anstrengungen führen zu Verbesserungen.
Das morgendliche Training beginnt damit, dass ich den Finger in zirka 30 gekochte Eier tauche. Dann renne mit meinem Zeigefinger mehrfach die Stufen zum Bezirksgebäude hoch, im Hintergrund spielt "Eye of the Tiger". Danach noch einige Lockerungsübungen im Metzgerkühlraum. Als Belohnung tauche ich den Finger abendlich in ein Glas gekühltes Malzbier. Zum Schluss der Woche: Ein Schnalzen!

6. Woche. Noch nicht ganz am Ziel, aber sehr zuversichtlich. (Lauter als viele, aber noch nicht konsistent)

Dies zum Training. Wie funktioniert's?
Nun, die Idee ist, dass sich der Zeigefinger (der rechten oder linken) Hand schnell auf die zusammengedrückten Daumen/Mittelfinger bewegt und dabei ein lautes Schnalz- oder Peitschgeräusch verursacht.

1. Man nehme die eine Hand und berühre mit dem Daumen den Mittelfinger. Der Zeigefinger bleibt locker.
1a. Lockerer, wenn ich bitten darf.
2. Nun holt man über die Achse, die vom Unterarm gebildet wird, Anlauf. D.h. wenn man es mit rechts macht, dreht man die am Handgelenk abgeknickte Hand nach rechts, d.h. vom Arm aus gesehen im Uhrzeigersinn. Dann rotiert man die Hand schnell zurück, um ein Bisschen mehr als 180º
3. Am Ziel angekommen, bewegt man die Hand schnell zurück, wobei der Daumen und der Mittelfinger etwas fester zusammengedrückt werden. Der Zeigefinger reist aber unbeirrt weiter.
4. Unausweichlich knallt der Zeigefinger auf die zurückschnellenden Finger, und hoffentlich entsteht ein lautes Geräusch.
Boa Sorte! Viel Glück! :)

Und wenn es nicht klappt, dann übt einfach weiter. Denkt dran, ihr tut es für Brasilien. ;)