Donnerstag, 28. Juni 2007

Entscheidungen

"Hätten Sie von sich aus die Ehe erfunden?"

Vor ein paar Tagen habe ich mir ein Exemplar von Frischs Fragebogen gekauft. Wenn das Buch auch fast ausschliesslich für Männer geschrieben wurde, z.B: "Was trauen Sie der Frau nicht zu? a) Philosophie?, b) Organisation?, c) Kunst?", gefällt es mir trotzdem – auch wenn es verständlicherweise einige Frauen befremden mag. Einfach Geschlechterrollen vertauschen. Dann klappts, denke ich mal.

Gestern Abend hatte ich dazu eine kleine Erleuchtung, warum ich viele der Fragen eigentlich so spannend finde: Frisch trifft ab und zu eine Annahme über einen eigenen Standpunkt und formuliert die Frage demnach wie folgt: "Warum fürchten Sie das Urteil von Freunden mehr als das von Feinden?" oder "Wem gehört Ihres Erachtens beispielsweise die Luft?"

Wäre erstere Frage so formuliert: "Fürchten Sie das Urteil von Feinden oder Freunden mehr?", könnten wir uns z.B: mit Freunden in stundenlangen intellektuellen Ergüssen ergehen, in wildes Abwägen, bei dem mal hier, mal da etwas auf die Waagschale gelegt wird. Einmal zeigt die Waage zu den Feinden, dann zu den Freunden. Schliesslich wäre man so erschöpft, man könnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Um zum Thema zu kommen: Heute verwickle ich mich in eine durch und durch spannende Diskussion, in die Frisch auch reinspielt.

Zum Beispiel hatte ich vor etwas mehr als einem Jahr sehr mit mir gehadert, ob ich in der Ergon bleiben soll – mässig spannende Arbeit, teilweise mühsame Chefs, dafür viel Lohn und fast freie Arbeitszeiteinteilung. Ich habe mir immer und immer wieder die Frage gestellt: "Ergon oder nicht Ergon?" und mich – vorhersehbar – in lange innere Diskussionen verlaufen.

Irgendwann plötzlich hat die Frage gelautet: "Warum ist mir Geld so wichtig?", mit der Annahme, dass mir offenbar Geld so wichtig ist, dass ich dort bleibe. Dank dieser Annahme musste ich nicht mal meinen Kopf bemühen – es war einfach klar, ich konnte reflexartig sagen: "Wie? Geld ist mir gar nicht wichtig, ich will einfach etwas machen, das mir wirklich etwas bedeutet."

Im Nachhinein kann man nur den Kopf über sich selbst schütteln. Warum, warum nur brauchte ich so lange? Ich denke mittlerweile, im Innersten wissen wir alle, was wir wirklich wollen. Es fällt einem nur manchmal schwer, es einem zuzugestehen. Oder man fragt sich die falschen Fragen. Und die Zeit verstreicht, und man dreht sich im Kreis. Schlimmstenfalls entscheidet man sich am Schluss für die passive Lösung. Die passive Lösung muss nicht immer die einfachste oder die kopfmässig logischste Lösung sein. Die passive Lösung ist die, bei der man einfach nichts tut, auf der man dahinrutscht, in die man hineinschlittert, einfach oder schwierig. Die ich-lüge-mich-an-, die ich-mache-mir-was-vor-Lösung. Gut meinende Freunde unterstützen einem meist. Ich habe mir auch gut zureden lassen, bin doch ein Jahr länger geblieben...

Überzeugt in den Spiegel schauen zu können, mit allen Nach- und Vorteilen einer Lösung leben zu können, im Wissen, man trägt die Verantwortung alleine: Das bedeutet es, zu leben.

Seid wahrlich ehrlich zu euch selbst, lasst das Gehirn ab und zu Gehirn sein und hört auf euer Herz :) Gute Nacht.

Mittwoch, 27. Juni 2007

Jog jog jog

Etwas banal, ich gebs zu, aber:
Der Erfolg meiner Ex-Mitbewohnerin und Ex-Mitjoggerin Johanna beim letzten Züri-Marathon hat mich mit-motiviert, es auch zu versuchen. Wenigstens die Hälfte, dafür in der halben Zeit. Ursprünglich war ja angedacht, es Barfuss zu machen, aber es soll ein bar körperliches Ereignis bleiben und nicht ein semi-religiöses, was beim Kontakt von 20 Kilometern spitzem Kies und einem halben Zentimeter rauhen Sohlenfleisches unweigerlich passiert.
Apropos. Später im Sommer ist ein "Hungerwandern" oder "Fastenwandern" geplant, wo wir durch die prächtigsten Gegenden der Schweiz wandern :)

Jedenfalls: Ich habe mich für den Greifenseelauf angemeldet. Der Plan ist, ihn unter 2 Stunden zu umrunden, wofür ich im Schnitt alle 3 Tage Joggen geh.

Die 5,5km Runde
Die kleine Runde


Über den Üetliberg (s.u.) zu rennen, wird er gerade von Abendrot überflutet – es gibt wenig Schöneres :)

Joggen Üetliberg
Das Abendrot Special :)


Spannend wie sich die Motivation steigert, wenn man sich nur ein kleines Ziel setzt! (Eigentlich gehört ja Joggen für mich zu den langweiligsten Sportarten, dann viel lieber Basketball – jedenfalls gut wenn Ernie auch mitrennt wie so üblich... Trotzdem: Ich hab mir das jetzt in den Kopf gesetzt :) )

Dienstag, 26. Juni 2007

Nordwärts

Pünktlich um 3 Uhr weckt mich mein Wecker, pünktlich um 3 Uhr 15 wache ich tatsächlich auf. Schon um 3:30 brausen Kaspar und ich über die leeren Landstrassen von Solothurn, um Severin aufzugabeln, den wir dank tollem Navigationsgerät mit Sprachfehler punktgenau erreichen.

Zur Erinnerung: Wir besuchen die 2. Deutsche Railskonferenz in Frankfurt.
Die Stimmung ist gut, heiteres Radiosuchen wechselt ab mit spannenden Diskussionen und unserem Running Gag: Katrin, unsere Navidüse, die zwar 30 Sprachen beherrscht, es aber mit der Deutschen Sprache nicht so genau nimmt: "Biegen sie nach 200 Metern dann sie ihr Ziel erreicht."
Um 4:30 stürzen wir uns auf die erstbeste Raststätte. Getreu dem Motto, welches jeder Amerikaner auf seinen ersten und letzten Besuch der restlichen Welt auf den Weg mitbekommt: "When in Rome, do as the Romans do.", beobachte ich die Einheimischen bei der Bestellung ihres Frühstücks.
Leicht überraschend scheinen deftige Riesenbockwürste den einheimischen Gaumen zu begeistern. Mit dem motivierenden Motto "When in Rastatt, do as the Rastattians do." bin ich schliesslich um 3 Euro ärmer, dafür um eine fleischige, 30 Zentimeter lange Herausforderung reicher. (Ok, wer von euch hat sich wieder in unlauteren Fantasien ergangen? ;) )

4:30


Liebe Deutsche, es stellt sich dann später heraus, dass es sich bei den Raststättenbesuchern ausschliesslich um Holländer gehandelt hat, die nach 14 Stunden Fahrt in den Süden (und drei Kindern auf dem Rücksitz) sich durchaus das Rest auf verdrehtes Zeitgefühl und damit ebenso verdrehte Essmanieren erkämpft haben :)

Nach dem Aufgabeln von Nik in Karlsruhe und einer semi-freiwilligen Führung durch Katrin über die lokalen Autobahnen: Endlich nach 400 Kilometern dann wir unser Ziel erreicht!
Zur Konferenz will ich hier gar nicht viel sagen, da unser Geschäftsblog bald darüber berichtet.

Jedesmal wenn ich nach Deutschland komme, frage ich mich, wie sich die Schweizer und die Deutschen unterscheiden. Im ersten Moment das Gefühl der totalen Gleichheit. Dann überschwappt mich jeweils ein Gefühl des unklaren, aber grossen Unterschieds. Zwischendurch drängt sich jeweils die Frage auf: Wo sind die Berge? Diese aber ist schnell unterdrückt.
Es ist schwer zu sagen. Manchmal frage ich mich, ob die Berge wirklich einen grossen Einfluss aufs Gemüt der darin lebenden Menschen haben. Täler mögen einem wohlige Geborgenheit geben, manchmal aber vielleicht erdrückend wirken, worauf man am liebsten über alle 7 Berge und Täler verschwinden möchte. Vielleicht reisen Schweizer daher so oft? Oder, weil sie es sich leisten können? Vielleicht ist die Arbeit so anstrengend und viele verspüren daher den Druck, sich möglichst weit weg zu verirren? Suchen wir die Abenteuer anderer Länder auf um unser Land wieder geniessen zu können. Schwierig.
Freitag Abend und Samstag ist mir sehr wohl. Das liegt natürlich an Claudi, die ich besuche :)
(und Veronika)
Auch ein Bisschen an den Deutschen allgemein, wie mir scheint. Direktheit, Offenheit und Herzlichkeit, vielleicht nicht, was man sich hier unter dem Deutschen Charakter vorstellt, aber ich werde immer so empfangen und geniesse es. Vielleicht auch Gewieftheit, wobei ich natürlich nur mit Studenten zu tun habe. Ich denke, die Schweiz gibt sich gemütlicher – nicht schlechtes, denken wohl alle, die je ein richtiges Fondue miterlebt haben :)
Oder die Tatsache, dass sich die Deutsche Sprache einfach geschmeidiger durch Wortspiele führen lässt, wie uns Bodo Wartke beweist. Ich habe nur gestaunt. Oh ja. Wie Claudis Weinglas genau in Bodos, und danach in dessen Freundins Hände gelangt, ja das, das bleibt ein Geheimnis...

Claudi
Claudi lässt sich signieren


Update: Der obige Text ist gestern spätnachts entstanden – tiefgründige Aussagen sind erwartungsgemäss zu vermissen ;)

Es ist schon spät... vielleicht sonst mal mehr (Enneagramme usw.). Gute Nacht, meine 7 treuen (und offenbar unerschütterlichen) Leser.

Donnerstag, 21. Juni 2007

Frankfurt ruft!

"Leckere grüne Sooooße!"

Leider plagt mich gerade ein kleiner Anflug von Insomnia, darum noch dies. Morgen düse ich zusammen mit Kaspar, Severin und Nik nach Frankfurt, an die 2. Deutsche Railskonferenz :)
(Die Bilder vom letzten Jahr von Simi, Vito, Chrigi und mir sind höchst peinlich und werden natürlich gleich auf der Hauptseite rechts oben gelinkt *schäm* und *grins*) Anschauen auf eigene Gefahr...

Freue mich wie immer sehr auf Deutschland :) Florian Görsdorf (der dieses Jahr einen Vortrag hält) zu treffen ist cool. Ausserdem würde es mich enorm freuen, auch Claudi wiederzusehen :)
Sollte mich eine kleine Historikerlust überkomme, bleib ich noch ein, zwei Tage, um z.B: Worms o.ä. anzugucken.

Ich schreibe diese paar Zeilen aus dem Haus von Kaspars Eltern (in der Westschweiz), die eine geniale Ölmühle aus dem 16. Jahrhundert hegen und pflegen. Selbst wohnen sie in einem beeindruckend enormen und begeisternden Bauernhaus aus Anfangs 19. Jahrhundert. Oh, ich möchte auch! Irgendwann... :)

So, es ist bereits halb elf – um drei sollten wir schon aufstehen, um nach Frankfurt zu brausen. Das macht summa summarum 4,5 Stunden Schlaf. *gnarf* Wieder einmal ein Beweis dafür, dass gute Mathefähigkeiten nicht glücklich machen.
Um es positiv zu sehen: Ich habe den längsten Tag nicht ungenutzt verstreichen lassen! :)

Anmerkung um 23 Uhr: Kaspars Eltern brauen einen deftigen Espresso...

Anmerkung um 23:45: Ich streiche Koffein aus der Liste meiner Freunde...

Sonntag, 17. Juni 2007

Viele kleine grosse Dinge...

Melitta die Kärtnerin, siehe die Links rechts (nicht etwa die Rechts links), nennt solche Einträge 64 Bytes. Warum ist mir unbekannt. Melitta?

Jedenfalls:
Heute morgen hieve ich einen Flo aus dem Bett, der sich mittels Anwendung eines Ausgangs mit einem trinksicheren Finnen vor dem frühen Inlineskaten drücken wollte. Interessanterweise fühle ich mich grundlos so wie sich Flo hätte fühlen sollen und als wir dann beide auf wackligen Beinen per Rollerblades über die Siedlungswege holpern, ist mir sogar, als hätte ich mit ganz Helsinki um die Wette getrunken. Dennoch: Ein erster kontrollierter Sturz ist geübt, zwei weitere ebenfalls (etwas weniger bis eigentlich gar nicht kontrolliert).

Danach Brunchen mit Dirk, Ernesto, Flo, Ralf und Susi im Movie – sehr schön.

Weiter hole ich mein Velo im Büro und brause mit Led Zeppelin im Ohr kreuz und quer durch Zürich, das Calientefest besuchend und beeindruckt den Eliteskatern (Weeer hat nur diese Seite designt?) nachschauend.

Dann hab ich mich in der Sonne gefreut, dass ich letzte Woche mit jemand sehr vermisstem telephonieren konnte.

Schliesslich noch ein Bisschen programmiert, zu Kai gefahren und ein spannendes Brettspiel "Chinatown" gespielt habe. Nicht ganz so fesselnd wie der gleichnamige Kinofilm, aber trotzdem.

Gute Nacht, allerseits...

Samstag, 16. Juni 2007

Muhen am Aegerisee

Heute wandere ich mit Ernesto durch eine Gegend, in der die Kirchen gross, die Täler klein, die Herzen enorm, die Speisen fein, der Horizont so nah, und Städte so fern...

Wir probieren eine neue Wanderart aus: Wanderjoggen! Von Biberbrugg aus biegen wir am falschen Ort ab und setzen unsere Joggingschuhe dem naturgeschützten (und prächtig prächtigen) Hochmoor aus, wünschend, die Schuhe wären es ebenso. Danach wandern, ja galoppieren wir bergan, als ertönten die Bongotrommeln des Herzens nicht in uns, sondern in den Tiefen des Waldes. Auf dem Panoramaweg versuchen wir längere Zeit zu joggen, was aber durch unglaubliche Ausblicke (und auf dem Naturlehrpfad: Einblicke) erschwert wird, nicht zuletzt durch etliche Tiere, deren Rufe wir zu imitieren versuchen: Ernesto entpuppt sich prompt als geborener Ziegenimitator, während ich einem Muni (Schweizer Jungstier) Konkurrenz mache, wovon meine Stimmbänder jetzt noch vibrieren. Nach etlichen Minuten dauerndem Gackern/Meckern/Mähen/Muhen/Wiehern usw., natürlich von beschämten Stillen durchzogen, ausgelöst durch vorbeifahrende Velofahrer und neugierige Bauern, welche wir nur ein ganz kleines Bisschen zu spät erblickt haben, rennen wir schon bald wieder talwärts, den nächsten Bus zu erwischen suchend.
Verschwitzt finden wir uns im Kino wieder, Kubricks "Space Odyssey 2001", welche, wie manche sagen würden, ebensoviele Sekunden zu lange dauert.

Schon morgen früh wollen Flo und ich wieder Rollerbladen gehen, danach: Brunchen mit Ralf und Susi! Aber erst will noch ein Brief geschrieben sein...

Gute Nacht, meine lieben fünf Mitleser :)

Freitag, 8. Juni 2007

Mein Onkel

Ich muss sagen, dass ich extrem stolz auf meinen Onkel Ernst bin!
Gerade eben wurde er (endlich) für sein Lebenswerk geehrt.

Die 2 Laudatios von Poen de Wijs und Jacques Rime waren sehr bewegend: Poen mit einigen liebenswürdigen Geschichten im genauso liebenswürdigen Akzent vorgetragen, Jacques überaus poetisch, begann bei der Entstehung der Welt. Auf Französisch.

Hier mehr.

Mittwoch, 6. Juni 2007

Nuvens

Oft verwandelt sich die Dachterrasse in ein Wolkenobservatorium, wenn sich der Himmel über Zürich mal wieder von seiner besten, mysteriösesten, unglaublichsten Seite zeigt! :)

Hier einige flüchtige Skulpturen.

Montag, 4. Juni 2007

100km Wanderung

Schmählichst meinen Blog vernachlässigt möchte ich doch darauf hinweisen dass ganz und gar nicht nichts passiert ist. Unter anderem eine fantastische 100km Nachtwanderung, die Ern, Flo, Jo und ich sogar in der Hälfte der Zeit und Distanz geschafft haben! ;)

Fotos hier.