Dienstag, 26. Juni 2007

Nordwärts

Pünktlich um 3 Uhr weckt mich mein Wecker, pünktlich um 3 Uhr 15 wache ich tatsächlich auf. Schon um 3:30 brausen Kaspar und ich über die leeren Landstrassen von Solothurn, um Severin aufzugabeln, den wir dank tollem Navigationsgerät mit Sprachfehler punktgenau erreichen.

Zur Erinnerung: Wir besuchen die 2. Deutsche Railskonferenz in Frankfurt.
Die Stimmung ist gut, heiteres Radiosuchen wechselt ab mit spannenden Diskussionen und unserem Running Gag: Katrin, unsere Navidüse, die zwar 30 Sprachen beherrscht, es aber mit der Deutschen Sprache nicht so genau nimmt: "Biegen sie nach 200 Metern dann sie ihr Ziel erreicht."
Um 4:30 stürzen wir uns auf die erstbeste Raststätte. Getreu dem Motto, welches jeder Amerikaner auf seinen ersten und letzten Besuch der restlichen Welt auf den Weg mitbekommt: "When in Rome, do as the Romans do.", beobachte ich die Einheimischen bei der Bestellung ihres Frühstücks.
Leicht überraschend scheinen deftige Riesenbockwürste den einheimischen Gaumen zu begeistern. Mit dem motivierenden Motto "When in Rastatt, do as the Rastattians do." bin ich schliesslich um 3 Euro ärmer, dafür um eine fleischige, 30 Zentimeter lange Herausforderung reicher. (Ok, wer von euch hat sich wieder in unlauteren Fantasien ergangen? ;) )

4:30


Liebe Deutsche, es stellt sich dann später heraus, dass es sich bei den Raststättenbesuchern ausschliesslich um Holländer gehandelt hat, die nach 14 Stunden Fahrt in den Süden (und drei Kindern auf dem Rücksitz) sich durchaus das Rest auf verdrehtes Zeitgefühl und damit ebenso verdrehte Essmanieren erkämpft haben :)

Nach dem Aufgabeln von Nik in Karlsruhe und einer semi-freiwilligen Führung durch Katrin über die lokalen Autobahnen: Endlich nach 400 Kilometern dann wir unser Ziel erreicht!
Zur Konferenz will ich hier gar nicht viel sagen, da unser Geschäftsblog bald darüber berichtet.

Jedesmal wenn ich nach Deutschland komme, frage ich mich, wie sich die Schweizer und die Deutschen unterscheiden. Im ersten Moment das Gefühl der totalen Gleichheit. Dann überschwappt mich jeweils ein Gefühl des unklaren, aber grossen Unterschieds. Zwischendurch drängt sich jeweils die Frage auf: Wo sind die Berge? Diese aber ist schnell unterdrückt.
Es ist schwer zu sagen. Manchmal frage ich mich, ob die Berge wirklich einen grossen Einfluss aufs Gemüt der darin lebenden Menschen haben. Täler mögen einem wohlige Geborgenheit geben, manchmal aber vielleicht erdrückend wirken, worauf man am liebsten über alle 7 Berge und Täler verschwinden möchte. Vielleicht reisen Schweizer daher so oft? Oder, weil sie es sich leisten können? Vielleicht ist die Arbeit so anstrengend und viele verspüren daher den Druck, sich möglichst weit weg zu verirren? Suchen wir die Abenteuer anderer Länder auf um unser Land wieder geniessen zu können. Schwierig.
Freitag Abend und Samstag ist mir sehr wohl. Das liegt natürlich an Claudi, die ich besuche :)
(und Veronika)
Auch ein Bisschen an den Deutschen allgemein, wie mir scheint. Direktheit, Offenheit und Herzlichkeit, vielleicht nicht, was man sich hier unter dem Deutschen Charakter vorstellt, aber ich werde immer so empfangen und geniesse es. Vielleicht auch Gewieftheit, wobei ich natürlich nur mit Studenten zu tun habe. Ich denke, die Schweiz gibt sich gemütlicher – nicht schlechtes, denken wohl alle, die je ein richtiges Fondue miterlebt haben :)
Oder die Tatsache, dass sich die Deutsche Sprache einfach geschmeidiger durch Wortspiele führen lässt, wie uns Bodo Wartke beweist. Ich habe nur gestaunt. Oh ja. Wie Claudis Weinglas genau in Bodos, und danach in dessen Freundins Hände gelangt, ja das, das bleibt ein Geheimnis...

Claudi
Claudi lässt sich signieren


Update: Der obige Text ist gestern spätnachts entstanden – tiefgründige Aussagen sind erwartungsgemäss zu vermissen ;)

Es ist schon spät... vielleicht sonst mal mehr (Enneagramme usw.). Gute Nacht, meine 7 treuen (und offenbar unerschütterlichen) Leser.

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