Donnerstag, 6. August 2009

Tage der Erinnerung

Ja, wir sind 360km in 2,5 Tagen gefahren – jeder Höhenmeter fletschenden Zahns errungen, den Gegenwind zusammengekniffener Augen ertragen, die vollendete Erholung in gargantesken Apfelstrudeln gefunden und behalten, die Reifen auf rauhem Gelände glühend geschliffen, Blätter hinter uns aufwirbeln lassen, Kind und Hund Freude des Tages geschenkt, Cordon Bleus bestaunt, die selbst Rocky Balboa hätten wanken lassen, die Geschmacksknospen des Isostars überdrüssig werden lassen, den Namen der Wieskirche knapp aber heftig debattiert, die Hügel, Berge!, eine Familienpackung Sitzcreme an latent gedrückten Orten verteilt und bald per Bachblüte einbalsamiert, Yogalektionen gebend und nehmend, Beine dem Himmel entgegen gereckt, den Schweiss mit lässiger Zungenbewegung der Lippe entrissen, Karten rauh atmend bestaunt, motivationsraubendste Steigungen erklommen, Jägerplätzchen-Uboote im Pilzmeer aufgespürt, mit wilden ungebändigtem Ehrgeiz einer fehlleitenden Strasse nachgehetzt, glücklichen Bäckerstöchter noch den Tag versüsst – und umgekehrt, auf den weisen Rat Eingeborener gehört, eine beeindruckende hundertjährige Grossmutter lachen lassen, in die Bayrische Küche eingetaucht, um triumphal mit weissen Würsten auf den Schultern heimzukehren, Karten drehend, studierend, geniessend, süchtig werdend, die Haare lässig im Wind tragend, die rücktrittfreien Räder geniessend, trügerischen Karten blind in Hügel und Wald folgend, den gott-ver-damm-ten Sulzberg verfluchend, österreichische Sprachunikate entdeckend das "siedeln" feiern, das Video des Tages in Silizium bannend, magische kartenfreie Portale in andere Welten bestaunend, den Hirschen um dessen Spaghettivorrat bringend, den Argwohn der Urbewohner gegenüber Bischofszell bestaunend, heimatliche Strassennamen entdeckend, … das Ziel, die Nähe Münchens bluthunden riechen, aufsaugend entgegenrasen, glühender Dreifachwaden wild über Gehwege fliegen, koste was es wolle ankommend. Viel zu früh, viel zu früh.

Und dies, liebe Leser, ist nur der Bruchteil der Liste, welche sich über diese zweieinhalb Tage erstellen liesse. Nur zu oft versinken wir in der trügerisch wohligen Routine und vergessen, dass da noch eine Welt existiert, welche nur darauf wartet, dass wir sie leuchtenden Auges besuchen und in uns aufnehmen, niemals loslassend, für immer in uns tragend, bereit, erneut hervorgenommen zu werden…

Wann ergreifst Du Deine nächsten zweieinhalb Tage? Warum erst dann?

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