In etwas kurzem Stil - bin von 10'000 unendlich laut kreischenden Crianças umgeben. An alle Fluglärmgegner: Offensichtlich habt ihr noch nie 20 Minuten in einem Internetcafé mit Kindern verbracht, sonst würdet ihr das angenehme Schnurren von Flugzeugturbinen mit offenen Armen willkommen heissen.
Nacht 1:
Nach semi-erholenden 4 Stunden Schlaf (Hosenbeine im Rucksack, ebenfalls die Brille, juhu) komme ich in Florianópolis an, um direkt zur Sprachschule zu gehen - welche natürlich noch für weitere 1,5 Stunden geschlossen sein wird. Immerhin kann sich so Florianópolis so von seiner besten Seite zeigen, und regnet mich erst mal tüchtig ein, was bis jetzt auch tatsächlich die beste Seite war *g*
Abends komme ich bei der unendlich netten Familie, den Castros an, um quasi gleich ins Bett zu fallen, die nächsten 12 Stunden tief schlummernd, traumumwebt.
Nacht 2:
In der Schweiz haben sich 6 Stunden Portugiesisch pro Tag noch einfach angehört... Ich sags mal mit dem neu erlernten Subjuntivo so: "Se eu soubesse se vai ser tão duro, escolhia menos horas! (Para ficar mais na praia :) )"
Abends, nach einem ausgedehnten Fernsehabend (ich muss zugeben, dass ich das Brasilianische Fernsehen auf derselben Stufe wie z.B: RAI Uno einstufe) stürzt des Vaters (Clemente, 75) bester alter Freund (Name vergessen, ein veritabler bärtiger alter Knacker :) ) zur Tür hinein und rettet uns vor weiteren Spielshows, so gut die selbige umringenden Blondinen auch aussehen mögen.
Was für ein Erlebnis - den Weinkeller Clementes' leertrinkend, wobei ich jetzt noch nicht weiss, ob der Nachbar seiner Herkunft (Azoren) oder des roten Nass' wegen mit quasi geschlossenem Mund und tããão rapido spricht. Nur dank seiner ausladend erklärenden Ruderbewegungen, die manch ein Glas zum Boden entsenden bin ich in der Lage, halbwegs zu folgen. Mas tanto faz, engraçado em tudo caso, witzig auf jeden Fall.
Später, als die Geschichten immer - es kann nicht anders beschrieben werden - dreckiger werden, auch Religion hinzukommt, steht der Vater manchmal locker auf, z.B: die Vorzüge dieses oder jenes argentinischen Weins zu preisen und stampft auf eine MONSTRÖSE Kakerlake, die sich gerade mit der Aufgabe beschäftigt, meine Extremitäten zu erklimmen, um folgend in eine Gesichtsöffnung nach Wunsch zu steigen, wie meine Fantasie kurz danach vorschlägt. Dabei wedelt er müde mit der Hand, manchmal "Baratinha" äussernd, also "kleine Kakerlake". Ha ha.
Ich habe die beiden alten Männer sofort in mein Herz geschlossen. Nach einem Foto entfliehen wir den immer zahlreicher erscheinenden, überbordend auftretenden Insekten ins Innere des Hauses.
Nacht 3:
Der Sohn des Hauses, ich und (wie er mir viermal zwinkernd versichert) "Gurias bonitas" werden heute in eine Boate gehen. Am Besten ich beginne gleich mit etwas Schlaf, meinte er doch, wir würden so um Mitternacht losgehen. Ich glaube, morgen wird nichts mit Subjuntivo *ächz*
"Se eu dormisse ontem..."
Update, kurz:
Gurias bonitas, ja. Sag hier niemanden, dass Du aus der Schweiz bist, da "Oh que chiiiiiiiique!". Es hilft auch nicht, wenn Du (offenbar) wie ein Moderator von Globo aussiehst. Lass Dich auch nicht von Brasilianern abfüllen. Geh auch nicht mit Sportstudenten in den Ausgang, ausser Du willst alles - ALLES - über de-fi-nier-te Muskeln wissen.
Ich weiss von der letzten Nacht nicht mehr viel, nur dass ich um 4.30 todmüde ins Bett geplumpst bin, zuvor mit 2 Mädels (die Schuhe am Strand liegenlassend) in der Lagune rumgestakst bin, auf der Suche nach Nüchternheit... *g* Total surreal. Auch: Muuita gente na boate, muuita gente. Dafür gibts hier ein Zeichen. Hand nehmen, die offenen Finger nach oben - dann alle Finger gestreckt zusammenführen. Finger, d.h. Menschen, die zusammenkommen.
Heute den ganzen Tag subjuntivo, subjuntivo, subjuntivo. Que bom - gosto muito desse! :D
"Se eu for presidente, me chamarei Flola."
Portugiesisch macht nun mit dem subjuntivo auch richtig viel Spass.
Am Nachmittag dann Riesendiskussionen mit Luis, meinem Portugiesischlehrer #3 über alles, von der über Politik, Beziehungen, Löhne, Sternzeichen, Fussmassagen, sein Leben und Abenteuer, mein Leben und Abenteuer, schliesslich Vasektomie. Ja, Vasektomie.
Ok, jetzt gehts ins Kulturzentrum... Danach: Schlaaaaaf. Obwohl ja der Sohn der Familie heute wieder Party machen will.
Apropos Party, noch was zu den adoleszenten Jungs hier. Alle, mit denen ich weg war, hatten Freundinnen. Ich denke, so nach 5 Minuten waren alle um mich herum am Rumknutschen - mit irgendwelchen Frauen.
Dienstag, 12. Dezember 2006
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1 Kommentar:
Hallo Florian,
bitte nimm doch mal per Email Kontakt zu mir auf, wenn du bereit wärst, mir ein paar Fragen zu Floripa zu beantworten!
Vielen Dank, Nicola
Mail: dinici@gmx.de
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