Freitag, 17. September 2004

Festival De Talentos

Manchmal frage ich mich:
Wer will eigentlich genau in einem riesigen Stadium einer perfekten Show beiwohnen? Einer Show, die minutiös vorbereitet wurde, bei der alles sitzt, die Tänzer und Sänger so professionell sind, dass sie darüber hinaus sind, mechanisch zu wirken, daher sogar so wirken können, als würden sie nur für mich singen?
Wieso sollte ich so jemandem zujubeln? Sie brauchen meinen Beifall nicht mehr.

Ganz anders die Bands einer Talentshow!
Da zerrt noch Nervosität, der Schweiss rinnt, und Perfektion glänzt in Abwesenheit. Beifall bedeutet für die Band noch etwas, man schätzt ein gutes Lied umso mehr nach einem Schlechteren, und zusätzlich wohnt man der möglichen Entdeckung eines neuen Hits bei - ausserdem lockt die Chance, später einmal ein Original-Foto für einen Heidenpreis zu verscherbeln. ;) Und das alles im Gebäude 40 der Universität!

Die erste Band überzeugt ziemlich. Der Sänger und besonders die Sängerin sind beide mit guten Stimmen geschlagen, was ich aber erst aus dem ziemlich übersteuerten Lied herausgrübeln muss. Aber alles im Sinne des Entdeckergeists! :)

Die nächste Band löst in mir einen kurzen Fluchtreflex aus, als ich ihre kurzen Hosen, schwarzen T-Shirts mit ihren Idolen (Hoffentlich nicht, was ihre Frisuren angeht ;) ) erblicke. Aber zum Glück bleibe ich, werde ich doch sogleich mit dem folgenden Anblick belohnt:

Leadsänger der Metal/Crossover/Wasimmer-Band

Das absolut Beste an der Band ist, dass der Leadsänger einen Notenständer benötigt, um die Texte abzulesen! :) Ich würde nur liebend gern sehen, wie er zum Musikstil passend den Notenständer in die eine Hand nimmt und damit herumhüpft. Leider nicht. Immerhin nimmt er sich die Mühe, metal-mässig den Kopf hart auf und ab zu bewegen, eine mutige Leistung, wenn man weiss, dass seine Haare knapp 1 cm lang sind, und dass er gleichzeitig versucht, den Text zu lesen. Ein Applaus also auch an seine Semizirkulären Kanäle im Innenohr. Mein eigenes Ohr hingegen versucht, sich krampfhaft vor dem in Wellen anströmenden Schall/Rauschen zu verkriechen, was ihm aber nicht gelingt, gibt sich doch der Rest des Körpers gelähmt inkooperativ.

Die nächste Band soll letztes Jahr gewonnen haben und demonstriert pädagogisch wertvoll auch gleich, was genau passiert, wenn man sich auf seinen Lorbeeren ausruht. Immerhin zu einer kleinen Chuck Berry Imitation reicht es doch. Ziemlich beeindruckend. Erreicht fast "Michael J. Fox in Back To The Future"-Qualität :)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Also ich frag mich jetzt was du dich nicht so alles fragst den ganzen Tag ;-)

Florian Hanke hat gesagt…

*g*
Und ich hab mich doch gerade dazu hinreissen lassen, mich zu fragen, wer es denn ist, der sich fragt, was ich mich nicht so frage den ganzen Tag! Dabei frage ich mich doch sowas normalerweise gar nicht den ganzen Tag, um zu beantworten schlüssig Deine Frag'. :)