Sonntag, 26. September 2004

Von Hunden und Menschen

Nach einer ausgedehnten Entdeckungstour in die Gedärme der Cidade Baixa (Niedere Stadt) mit Ana, bei der versteckte Juwelen in Form von Caipiras zum Vorschein kamen: Honig, etwas in der Art von Preiselbeeren, exotische Beigaben noch und nöcher. Uns bei lautem Getöse der mit viel Hingabe (und umso weniger Fähigkeiten) ins Mikrophon gepressten alten Hits versucht, auf Portugiesisch, was sag ich, Portugnol zu unterhalten. Ein Beispiel: "O que tu pensas - as mulheres de aqui são muy bonito das chicas na Espagna?" :) (Anas Antwort übrigens logischerweise, dass die Spanischen Frauen viiiiiiel schöner sind) Aber mittlerweile sind sogar einigermassen hochstehende, siehe oben, Gespräche mit Ana möglich - beeindruckend, wenn man sich den Stand vor etwa 5 Wochen ansieht, bei dem wir (man erinnert sich) ganze 2 Stunden benötigten, um uns (und ich gebe zu: hier wollte ich leicht übertreiben und "Gute Nacht zu sagen" schreiben ;) ) die jeweiligen Interessen usw. mitzuteilen. Das "Nach" zu Beginn des Abschnitts soll hier beendet werden: "kommen wir heute um 2 Uhr, also eigentlich ziemlich früh, nach Hause."

Zum ersten Teil des Titels. Heute "Morgen" um 12 Uhr weckt uns eine ans Fenster klopfende Mrs. Suele. In Tränen aufgelöst erklärt sie uns den Grund für den uns mit merkwürdigen Hustgeräuschen überraschenden Hund - er hat Krebs, genauer Lungenkrebs. Obwohl es mir schleierhaft ist, wie sich ein Lungenkrebs so urplötzlich und rapide in Aktion treten sollte, um seinen Erzeuger in die (ich hoffe es für ihn, auch wenn er ein kleines Ekelbiest ist) ewigen Jagdgründe zu schicken. Im später folgenden Gespräch, das sie in Trauerschwarz und mit dicker Sonnenbrille bestreitet, kann ich nicht anders, als vom Ganzen berührt zu sein, besonders auch in Erinnerung an unsere verstorbene Familienkatze. Und das trotz der gelangweilt und ihre eigene Agenda (Jungs, Jungs, und: Jungs) verfolgende, im Hintergrund mit verschränkten Armen herumstehenden Tochter, die sich kontrast- und effektreich wieder einmal einen Modetag leistet, der ganz im Zeichen der Farben Kreischpink und Grellblau stehen sollte.

Der zweite Teil des Titel sei aufgeschoben, um einen Buchtitel von Peter Handke zu empfehlen: "Mein Jahr in der Niemandsbucht". Erst kürzlich habe ich Handke wiederentdeckt, obwohl ich doch schon vorher wusste, dass viel Gutes aus Kärnten kommt. Zwar benötigt man doch fast schon eine perverse Lust an der deutschen Grammatik, aber ist erst mal Handkes Schreibstil überwunden und verinnerlicht, findet man märchenhafte Landschaften und etliche Variationen des Menschseins vor. Es tut gut, bei allem Portugiesisch und Spanisch, mal wieder ein Bisschen Deutsch - und was für eins - lesen zu können. :)

Heute steht noch bevor:
Anas (La Espaguesa) Capoeira-Vorstellung im Parcão und danach Cristinas (A Portugnola) Abschiedsfest, das in Form einer Churrascão-Völlerei durchgeführt werden wird.

Leider schaffe ich es nicht mehr an Anas Capoeira-Vorstellung, weil ich mich mit Jiri durch den Riesenkaufhausdschungel schlage, er die etlichen Lederkoffer auf den Schultern, die an den Rändern schon zerfetzte Karte in Händen, ich (von etlichen kleinen McDonalds Glaces für 1.25 R$ gestärkt) die Machete schwingend.

Cristinas Abschiedsfest wartet mit exzellentem Churrascão auf, wobei ich sagen muss, dass mir beim Anblick des Fleisches fast schlecht wurde. Vielleicht ist jetzt der Moment gekommen, Vegetarier zu werden, im Schlaraffenland des Muskelfleisches? Nachdem wir ihr unsere Abschiedsgeschenke, verdächtigerweise zu 50% aus Schokolade bestehend, überreicht haben, verwandelt sich die Nacht in einen wilden Tanzevent, der bis drei Uhr morgens dauern sollte.
Ich werde Cristina vermissen, ihre scheinbare Naivität, daher Liebenswürdigkeit, und sogar, wenn auch nur zögernd, ihre Art, jeden und alles nach dem Weg zu fragen. Das bedeutet ja immerhin, dass sie einen Weg hat, was schliesslich nicht alle von sich behaupten können.
Jedenfalls: Cristina, boa Sorte em Cadiz! :)

Eine Bemerkung noch am Rande:
Nadine bat mich, euch mitzuteilen, dass sie nun das Bild der Gesundheit darstelle und mit dem sterbenden Schwan, der im Blog porträitiert wird, nichts mehr gemein hat. Diese Aussage stammt von letztem Freitag. Kann also gut sein, dass sie mittlerweile schon wieder das Grubersche Drüsenfieber o.ä. aufgeschnappt hat. ;)

(Bitte beachtet dazu auch den Kommentar, der zusammen mit dem Blog in einen Running Gag ausarten könnte ;) )

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

NADINE:
Ich habe Florian geschworen, dass ich ihm ab jetzt jeden Tag sein Tagebuch zumuelle, wenn er nicht bald eine "anstaendige" Gegendarstellung von mir bringt...

Ernst Hanke hat gesagt…

lieber floflo, kann leider deine schönen panoramafotos nicht vergrössert öffnen. was läuft da falsch ? gruss ernst

Anonym hat gesagt…

Hoi Götti,

Wenn Du hier
http://n.ethz.ch/student/hankef/portoalegre/Panoramen/index.html
auf die Fotos klickst, sollte eigentlich im selben Fenster eine neue Seite geöffnet werden, die dann das Panorama vergrössert zeigt. Es kann sein, dass es etwas mit Laden dauert.