Donnerstag, 26. August 2004

Das Paar in der Trinta Baar

Nach der Portugiesischstunde hüpfe ich noch freudig in die Bar 30, um mir endlich das lang ersehnte Stück "Torta (Torte, aber das konntet ihr euch denken) Bom-Bom (sozusagen Guti-Guti)" zu gönnen.

Die Bar 30 - ich sollte sie euch kurz beschreiben - liegt im Erdgeschoss des IPCT-Gebäudes (Bild folgt), nahe der Informatikerbar, aber nicht nah genug, dass es weh tut. :P
Die ersten zehn Meter vom Eingang bis zur Kasse, an der man sein Essen "bestellt", paradiert man an der langen Glace-Theke vorbei. Mit stolzgeschwellter Brust, und ich muss sagen, meist ma-kel-lo-ser Uniform präsentieren sich da Pistazie, Straciatella, M&Ms, und andere Glace-Accessoires. Bisher konnte ich es mir verkneifen, die eine oder andere Unregelmässigkeit mit dem kleinen Finger glattzustreichen (und das Ergebnis davon im Mund verschwinden zu lassen ;) ), aber wer weiss, was passiert, wenn es wärmer werden sollte?

Jedenfalls erreiche ich die Kasse und bemerke plötzlich, dass mich alle Leute anstarren! Oh, oh! Ich gebe mich locker und selbstbewusst, schiebe die Brust leicht raus und drehe mich im plötzlichen, unerwarteten Rampenlicht auf meinen Schuhfersen, dies so süffisant wie möglich. Bis mir nach 90º der Koloss von einem Menschen. Nein, Menschen wäre falsch gesagt, Basketballspieler auffällt. Von 52er Spezialschuh bis krauser Haarspitze registrieren meine geweiteten Augen eine Grösse von zirka 2 Meter 20! Das Erste, was mir einfällt, ist, dass er bitte keinen Espresso bestellen soll - der Unterschied der Tasse zum Menschen wäre zu surreal.
Während ich die rituelle Teilung der Torte abwarte (und sie muss rituell sein, so lange dauert sie), blicke ich mich in der Menge, die gerade beim unerträglich spannenden Volleyballmatch der Frauen mitfiebert, um.
Ab und zu, z.B: wenn der Kommentator gerade wieder einmal die unglaubliche (aber in dem Moment gerade versagende) Abwehr der Brasilianerinnen bejubelt, lugen einige Fans verstohlen zu dem Schatten hin, der links von mir auf seinen Happen wartet. (Happen? Ein halber Elefant? 300 rohe Eier? Oder ein Dreifach-Käse-Sandwich, das dann aus Versehen zwischen Eck- und Schneidezahn rutscht und ihn noch den ganzen Abend nervt?) Und obwohl alle hin und wieder hinschauen, fällt mir ein kleines Mädchen auf, das permanent in seine Richtung schaut. Oder besser: lächelt. Nein, straaaaaaa...aaaaahlt. Mit einem Strahlen, das übers Gesicht hinausrutscht, siebenmal um den Kopf wuscht, und jeden es bemerkenden Anwesenden im Herz packt und den Besitzer zum "Drücken" animiert. :)

Einschub: Für mich gibt es irgendwie einen bestimmten Personentyp, den ich am liebsten (à la Elvira aus Looney Tunes) gleich in die Arme schliessen würde. Dazu gehören kleine Mädchen mit Gnomengrinsen, langen Haaren, und spitzen Öhrchen, die aus diesen Haaren hervorlugen - und, und es mag etwas merkwürdig klingen - alte Männer mit Bärten, die leicht traurig mit müden Augen in die Welt blicken. Habe ich etwa zu oft das grosse Buch der Zwerge angeschaut? (Zirka 20x, seit ich sabbern, äh, lesen kann) Vermutlich kommt es von da, und ich meine es ernst.

Zurück in die Bar 30. Mittlerweile habe ich mich gleich neben den Tisch mit dem Gnom hingesetzt - trotz der imminenten Jöööö-Gefahr - und schlinge die Torte runter wie ein Ork (um mich in die Riesen- und Gnomen gefüllte Umgebung einzubinden. Ok, ich gebe es zu, ich esse immer so ;) ). Zwischendurch linse ich nach links. Immer noch blickt sie mit einem ich würde fast sagen, absolut dankbaren Blick knapp an mir vorbei, zum Traum eines jeden Basketball-Talentsucher. Weshalb? Wieso?
Vermutlich hat sie als einzige entdeckt, dass in seinen krausen Haaren eine Vogelfamilie haust, und ist nun hypnotisiert von den Vorgängen in luftiger Höhe. :) Oder sind sie gar zusammen? Zwei kurze Blicke auf beide Seiten, eine schnelle Kalkulation in den Stirnlappen, und eine kleine mentale Projektion im Hinterkopf ergeben: Naaaaaah.

Und doch. Und doch - eine halbe Minute später eröffnet sich mir, dass Liebe solch kleinere physikalischen Hürden ohne Weiteres meistert. Mit einem warmen Gefühl im Bauch und nicht weniger lächelnd fliege ich über die Treppen zum Labor hoch.

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